: Ablenkende Ersatzdebatten
■ betr.: Schwarz-Grün-Debatte, u.a. taz vom 8., 20. /28. 12. 94
In der Elefantenrunde am Abend der Bundestagswahl hat Ludger Volmer noch – völlig zu Recht – Kanzler Kohl eine Entpolitisierungskampagne vorgeworfen. Sind Bündnis 90/Die Grünen nun selber auf dem Weg in eine Entpolitisierung durch ablenkende Ersatzdebatten und Parlamentsfixierung?
Ein Teil der „Realos“ gefällt sich zur Zeit in der schwarz-grünen Provokation. Die „Linken“ verteidigen auf einmal Rot-Grün als optimale Koalition zur Durchsetzung grüner Politikinhalte. Meines Erachtens verstellt die Debatte nur die Sicht auf das eigentliche Problem. Was nützen uns alle – mit noch so schönen Koalitionsvereinbarungen garnierten – rosa, roten, schwarzen oder sonstwie gefärbten parlamentarischen Bündnisse, wenn der große Koalitionspartner (in der Regel die SPD) nicht wirklich reformwillig und -fähig ist.
Solange Bündnis 90/Die Grünen es nicht schaffen, in der Gesellschaft (und das geht weit über die „repräsentative“ parlamentarische Vertretung hinaus) BündnispartnerInnen für eine ökologische, emanzipatorische, radikaldemokratische und soziale Wende zu finden und die konkreten Reformansätze dort zu verankern, wird es allen Regierungsbündnissen mit grüner Beteiligung so ergehen, wie gehabt in Hessen, Niedersachsen, Bremen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt: sie dümpeln in ihrer beschränkten Notstandsverwaltung dahin, und wenn's ans Eingemachte geht, spricht der SPD-Ministerpräsident ein Machtwort für die Großtechnologie und gegen die Ökologie (siehe Transrapid, Mercedes-Teststrecke etc.). Arnd Grewer, Eberswalde
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen