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Templin soll sich sanft verabschieden

■ Landesausschuß von Bündnis 90/Die Grünen fordert den Bürgerrechtler Wolfgang Templin zum Parteiaustritt auf / Scharfe Kritik an seinen Kontakten zur rechten Szene / Templin droht: „Ich bleibe!“

Der Kessel pfiff schon lange. Kopfschüttelnd und mit zunehmender Verärgerung hatten Parteifreunde Wolfgang Templins Kontakte zum rechten Rand beobachtet. Am Mittwoch abend machte sich ein Teil der Funktionsträger von Bündnis 90/Die Grünen Luft. Mit 23 zu 14 Stimmen forderte der Landesausschuß den ehemaligen DDR-Bürgerrechtler auf, die Partei freiwillig zu verlassen. Zugleich lehnte das höchste Gremium zwischen den Parteitagen es aber ab, ein Ausschlußverfahren gegen den früheren Mitbegründer der „Initiative Frieden und Menschenrechte“ einzuleiten.

Der 46jährige, der in der rechtsextremen Wochenpostille Junge Freiheit publiziert und im Herbst letzten Jahres den von Rechten initiierten Berliner Appell unterschrieben hat, will dem Ratschlag nicht folgen. „Ich bleibe“, meinte er gestern gegenüber der taz.

In der zweiseitigen Erklärung, die von der Bezirksgruppe Reinickendorf und unter Mitarbeit des Landesgeschäftsführers Norbert Schellberg formuliert wurde, wird eine klare Abgrenzung gegenüber der Neuen Rechten eingeklagt. „Eine Gemeinsamkeit mit rechten Scharfmachern, die mit ihrer vermeintlich ,antitotalitären‘ Propaganda gegen das SED-Regime nur von ihren eigenen undemokratischen Machenschaften ablenken wollen, hat es für uns deshalb nie gegeben.“ Templin wird vorgehalten, sich von Plattformen, die von der Neuen Rechten beeinflußt sind, nicht zurückzuziehen. Er verbinde diese Tätigkeit zudem mit „Aufrufen zur Neuformierung der Parteienlandschaft und zur Spaltung der Bündnisgrünen“.

Der Betroffene selbst wertete die Erklärung als Versuch der Linken, „unbequeme Kritiker aus dem Bündnis herauszudrängen“. Wer ihn wegen seiner Gesprächsbereitschaft und seinem „lagerübergreifenden politischen Diskurs“ in die „rechte Ecke“ stelle, verfolge nur das Ziel, die Bündnisgrünen „wieder fest im linken Spektrum zu verorten“.

Renate Künast von der bündnisgrünen Abgeordnetenfraktion schloß sich gestern „ausdrücklich“ der Aufforderung des Landesausschusses an. Templin sei „mit einer gewissen Systematik immer dort anzutreffen, wo die Neue Rechte Politikfelder besetzt“. Die Tragik seiner Person liege darin, daß „er persönlich am Ende ist und damit auch noch politisch arbeitet“. Insgeheim wünsche sich Templin ein Ausschlußverfahren, „um damit wiederum Politik machen zu können“. Deshalb sei es besser, ihn zum Austritt aufzufordern.

Das Ostberliner Fraktionsmitglied Christian Pulz warnte seine Partei vor „Distanzierungsritualen“, rückte aber selber von Templins Veröffentlichungen in rechten Blättern ab. Die von ihm mitunterstützte Diskussion über einen „antitotalitären Konsens“ müsse innerhalb der Linken und der Partei geführt werden. Dem Thema werde geschadet, wenn man sich wie Templin in rechten Publikationen auseinandersetze. Severin Weiland

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