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Templin rechts raus!

■ Berlins Grüner Landesausschuß fordert Wolfgang Templins Austritt

Der frühere DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Templin gerät innerhalb seiner Partei in die Isolation. Der Landesausschuß der Berliner Bündnisgrünen – höchstes Gremium zwischen den Parteitagen – hat den 46jährigen am Mittwoch zum Austritt aufgefordert. Begründet wurde dies mit Templins publizistischer Tätigkeit für die rechte Wochenzeitung Junge Freiheit und seiner Unterschrift unter den ebenfalls von Konservativen und Rechten initiierten „Berliner Appell“.

Abgelehnt wurde hingegen ein Antrag einer Bezirksgruppe, gegen ihn ein Ausschlußverfahren einzuleiten. In der mit großer Mehrheit verabschiedeten Erklärung heißt es, wer wie Templin nicht auf sein politisches Wirken auf einer „von der neuen Rechten beeinflußten Plattform“ verzichten wolle und dies „mit Aufrufen zur Neuformierung der Parteienlandschaft und zur Spaltung der Bündnisgrünen“ verbinde, sei aufgefordert, die Partei zu verlassen. In dem unter anderem vom Landesgeschäftsführer von Bündnis 90/Grüne, Norbert Schellberg, mitformulierten Papier wird jeder Kontakt zur Neuen Rechten scharf gegeißelt. „Eine Gemeinsamkeit mit rechten Scharfmachern, die mit ihrer vermeintlich antitotalitären Propaganda gegen das SED- Regime nur von ihren eigenen undemokratischen Machenschaften ablenken wollen, hat es für uns deshalb nie gegeben.“ Templin, der sich am Mittwoch der Diskussion im Landesausschuß gestellt hatte, will der Aufforderung nicht folgen. Die politische Erklärung wertete er als Versuch der Linken, „unbequeme Kritiker aus dem Bündnis herauszudrängen“. Wer ihn wegen seiner Gesprächsbereitschaft und seinem „lagerübergreifenden politischen Diskurs“ in die „rechte Ecke“ stelle, verfolge nur das Ziel, die Bündnisgrünen „wieder fest im linken Spektrum zu verorten“.

Er habe, so Templin, „nur ein bis zwei Prozent“ seiner journalistischen Arbeit in die Junge Freiheit gesteckt, hingegen über die Hälfte in linke und linksliberale Medien. Severin Weiland

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