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Preußentum auf der Spur

■ Im Auftrag des Archäologischen Landesamtes sucht eine Privatfirma unter dem Schloßplatz nach den Spuren der Preußenresidenz / Ausgrabungen sind geplant

Wie ein Wünschelrutengänger läuft Ernst Niederleithinger mit seinem Magnetometer über den Schloßplatz in Mitte und sondiert das Terrain. Mit dem L-förmigen Gerät will der Geophysiker metallhaltige Objekte unter der Asphaltdecke ausfindig machen, die sich durch ihre magnetische Strahlung bemerkbar machen. Doch das Display auf dem Magnetometer spielt verrückt. „Normalerweise müßte ich Uhr und Brille abnehmen und Gummistiefel anziehen, denn selbst kleinste Strahlungen werden von dem Gerät registriert.“ Ein paar Meter weiter sitzt sein Kollege Gerd Plaumann an einem Laptop, der an anderes Meßgerät angeschlossen ist. Mit 50 Zentimeter langen Stahlstäben, die in die Erde gerammt sind, mißt er die elektrische Spannung im Boden. „Jedes Material hat eine unterschiedliche Spannung, deshalb kann ich hiermit außer Metall auch Holz- und Ziegelsteinreste finden“, erklärt er.

Seit Dezember orten die beiden mit Hilfe von geophysikalischen Instrumenten im Auftrag des Archäologischen Landesamtes die Fundamente des früheren kurfürstlichen Schlosses. 75 Prozent der Untersuchungen sind bereits abgeschlossen, bis Mitte März hofft man mit den Daten einen genauen Lageplan der Schloßanlage sowie des ehemaligen Dominikanerklosters und der Stadtmauer auf dem Cöllnischen Werder zeichnen zu können.

Dann will das Landesamt mit gezielten Ausgrabungen beginnen. Von den bis zu sieben Metern tiefen Resten des Stadtschlosses – das Anfang der fünfziger Jahre der frühere SED-Chef Walter Ulbricht sprengen ließ – erhoffen sich die Archäologen Aufschlüsse über den Baubeginn der Anlage. Außerdem vermuten sie, daß sich in der Kirche des Dominikanerklosters zwei Sarkophage der Hohenzollern befinden.

Durch die Voruntersuchungen spare man immense Kosten bei den Ausgrabungen, erklärte Wilfried Menghin, Direktor des Archäologischen Landesamtes. Diese sollen zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen – geschätzte Kosten rund 1,5 Millionen Mark. Wer diese Summe aufbringen wird, ist noch unklar.

„Wir haben ganz sicher keine 1,5 Millionen Mark“, meinte dazu Rainer Klemke, Sprecher der Senatsverwaltung für Kultur. Man habe schon die 50.000 Mark für die Voruntersuchungen zur Verfügung gestellt und gehe davon aus, daß die Kosten für die Ausgrabungen im wesentlichen vom Bund kommen werden. Menghin hofft auf eine schnelle Klärung: „Wenn nicht rechtzeitig vor der Bebauung des Geländes was getan wird, wird dieses ganze historische Erbe verlorengehen.“ Tanja Hamilton

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