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Willy will weiter

■ Und wieder schenkt die ARD Willy Millowitsch einen Geburtstagskrimi: "Klefischs schwerster Fall" (20.15 Uhr)

Ja, ja, so kann's gehen. Da wollte der WDR dem Kölsch-Denkmal Willy Millowitsch vor Jahren zu dessen Achtzigstem einfach mal was Nettes schenken. Einmal runter vom Boulevard und einen richtigen Fernsehkommissar spielen – das war schon immer Willys Herzenswunsch gewesen. Der heimat- und Millowitsch-verbundene Sender ließ sich nicht lumpen und gab bei Hans-Werner Kettenbach ein Drehbuch in Auftrag. Der schrieb dem Volksschauspieler die Figur des Ganovenfängers a. D. Hermann Josef Klefisch auf den Leib und nannte sein Geburtstagspräsent „Sein letzter Fall“.

Aber da die WDR-Verantwortlichen eine Fortführung im Erfolgsfall nicht von vornherein ausschließen wollte, flimmerte das betuliche Kriminalstück schließlich unter anderem Titel über den Schirm. Und siehe da, das Volk fand Gefallen an dem schrulligen Kommissar. So sagte sich Kettenbach: Sag niemals nie, und brachte pünktlich zu jedem der drei folgenden Geburtstage eine weitere Klefisch-Episoden zu Papier.

Aber damit, so verkündete er im vergangenen Jahr, sollte es aber auch wirklich genug sein. Doch da hatte Kettenbach die Rechnung ohne Wirt Willy gemacht. Denn nun war es Millowitsch, der kategorisch nach mehr verlangte und ihn ständig mit der Frage nervte: „Haste schon wat Neues?“

Kettenbach gab abermals nach. Und so setzt er in seinem fünften Klefisch-Film Millowitsch heute abend auf eine böse Immobilienfirma an, die mit rüdesten Methoden ehrbare MieterInnen aus ihren Wohnungen zu drängen versucht, um die Objekte anschließend zu verhökern. Natürlich fallen auch bei diesen üblen Geschäften wieder ein paar Leichen an, und natürlich muß auch hier wieder Klefischs Ersatzsohn Mike Döppner (Dietmar Bär) die Laufarbeit für den Pensionär verrichten. Doch insgesamt ist „Klefischs schwerster Fall“, inszeniert von Wolf Dietrich, ein durchaus passabler Krimi geworden.

Nur sollte er ursprünglich etwas anders heißen. Um endlich einen Schlußpunkt zu setzen, hatte Kettenbach pfiffig seinen alten Titel wieder aus der Schublade geholt: „Klefischs letzter Fall“. Aber nicht mit Willy! Von schwerer Krankheit glücklich genesen, drängte Millowitsch erfolgreich auf eine Änderung des Titels. Nun laboriert Kommissar Willi halt an seinem „schwersten Fall“. Und wahrscheinlich hat er inzwischen schon längst wieder bei Kettenbach durchgeklingelt: „Haste schon wat Neues?“ Reinhard Lüke

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