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„Wir wollen richtig mitregieren“

■ Initiative „Arbeit für Bremen“ stellt sich vor / Priorität für die Wirtschaft

„Wir müssen erwachen“, erklärte Sparkassen-Vorstand Friedrich Rebers gestern bei der offiziellen Vorstellung der Wählerinitiative „Arbeit für Bremen“, ein „positiver Ruck“ müsse durch Bremen gehen. In monatelangen Geprächen habe er Werner Lenz, den Bremerhavener Wirtschafts-Stadtrat, bewegen können, für Bremerhaven eine gleiche Initiative „für ein gesundes Bremen“ zu gründen. Die Landesregierung sei „rotgrün dominiert“ und nicht in der Lage, die „notwendige Aufbruchstimmung zu erzeugen“, die SPD sei „nur noch ein Schatten ihrer selbst“. Eine „parteiübergreifende Sanierungskoalition“ tue Not: „Unser Land ist in Gefahr“. Sparen will Rebers vor allem im Beamtenapparat – allerdings ohne Entlassungen auszusprechen.

„Deutlich mehr als zehn Prozent“ wolle man bei den Wahlen erhalten, versicherte Rebers, und dann „richtig mitregieren“. Wer und in welcher Koalition, das sei noch nicht beredet, versicherte Rebers. Für sich selbst erklärte der 65jährige: „Ich muß kein Amt mehr haben.“

Einem Parteiausschluß sieht Rebers gelassen entgegen: „Das mag sein.“ Eine Koalition mit der CDU und ihrem Spitzenkandidaten und Kollegen im Sparkassen-Vorstand, Ulrich Nölle, strebt Rebers dabei nicht an. Zur CDU könne er „überhaupt nichts sagen“. Er habe seinem Kollegen Nölle einmal gesagt: „Stell' Dich auf den Marktplatz und sag', was Du willst“, das habe der aber nicht getan. Folge: „Ich weiß nicht, was die CDU will.“

Für den Dirigenten, Radio-Bremen-Abteilungsleiter und AfB-Mitbegründer Klaus Bernbacher ist klar: Die SPD muß in die Opposition, mindestens vier Jahre. Wenn allein mit der Wählerinitiative (Wunsch: 10 Prozent) und der CDU (1991: 30 Prozent) nicht die Mehrheit zu haben ist, blieben als Koalitionspartner nur die Grünen und das Spiel mit der „Schwampel“. Auch Bernbacher stimmt inzwischen, wie er erklärte, der Prioritätensetzung Wirtschaftsinvestitionen und Ausbau des Verkehrswege zu: Erst müsse das Geld verdient werden, bevor es – etwa für Kultur – ausgegeben werden könne.

In Sachfragen haben die Gründer der Wählerinitiative durchaus unterschiedliche Auffassungen. Angesprochen auf das Thema Stadtwerke-Verkauf wollte Karla Hense-Brosig (Betrierbsrätin) sich gar nicht festlegen. DAG-Bezirkssekretär Frensel formulierte für die Wählerinitiative die SPD-Position: die Stadt müsse die Mehrheit behalten, betriebliche Vereinbarungen müßten festgeschrieben werden.

Ludwig Hettling, 1991 aus der Bürgerschaft ausgeschieden, war vor allem verärgert darüber, daß mit Peter Sörgel ein „DKP-Funktionär, der uns jahrelang richtig drangsaliert hat“, nun SPD-Kandidat werden soll: „In den Betrieben rumort es ganz schön.“

Andreas Lojewski, früher SPD und Sprecher der Wirtschaftsdeputation, hatte Bremen 1992 Richtung Schleswig-Holstein verlassen und war dort der CDU beigetreten. Für seine Arbeit habe er in der Bremer SPD nur Hohn und Spott geerntet, sagte er. Im Januar 1995 sei er für die Wählerinitiative zurückgekehrt, das Büro der Initiative firmiert vorerst noch unter seiner Privatadresse. Mit der Wählerinitiative könne er jetzt „umsetzungsorientiert handeln“, hofft er, „Bla-Bla habe ich genug gehabt. Das ist auch eine Selbstkritik.“ K.W.

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