piwik no script img

Hildchens vorerst letzter Wille

■ Stars von gestern: „Tödliches Erbe“, So., 20.15 Uhr, ARD

Die Klage ist so alt wie letztlich nicht ganz unberechtigt: Dem deutschen Film mangelt es an Stars. Neue sind kaum auszumachen, und um die paar verbliebenen alten kümmert sich kein Schwein. Bewies einst Rainer Fassbinder noch ein glückliches Händchen, wenn es um die Reanimation von Altgedienten ging, versucht sich im deutschen Kino dieser Tage vorwiegend junges Gemüse. Insofern ist es allemal löblich, wenn sich das Fernsehen ab und an großer Namen von einst erinnert. In diesem Fall: Hilde und Hotte, bürgerlich Hildegrad Knef und Horst Buchholz, die der WDR nun erstmals vor der Kamera vereinte.

Nachdem die Knef für die ARD zuletzt in der Kukident-Schmonzette „Haus am See“ agierte, wollte man ihr nun mal wieder etwas richtig Anspruchsvolles auf den Leib schreiben. So weit, so gut. Was ihr Detlef Müller (Buch) und Sigi Rothemund (Regie) an einem sogenannten Psychothriller auf den Leib geschneidert haben, machte es einem allerdings wahrlich nicht leicht, die Finger von der Fernbedienung zu lassen.

Von allerlei Ängsten geplagt und mit handfester Tablettensucht geschlagen, lebt Lore als zerrüttete Existenz in Berlin. Als einzige Kontaktperson ist ihr der Mucki, ein abgehalfterter schwuler Alleinunterhalter, geblieben. Eines Tages findet sie dessen grausamst zugerichtete Leiche. Doch als die Polizei am Ort des Geschehens erscheint, ist nicht nur der Tote verschwunden, sondern auch das vormals verwüstete Zimmer wieder tipptopp hergerichtet. Doch Lore, nun von allen endgültig für meschugge gehalten, macht sich tapfer an des Rätsels Lösung. Die findet sie zwar schließlich auch, doch zu interessieren vermag sie einen damit kaum noch. Denn was sich bis dahin ereignet, ist – untermalt von panischem Geflöte – so enervierend langatmig und unbeholfen in Szene gesetzt, daß es einen schon dauert. Klotzt Rothemund in der Eingangssequenz mit Hitchcock-Zitaten mächtig ran, fällt ihm für den Rest kaum mehr ein, als Knefs sorgengefurchtes Gesicht unaufhörlich zu bezoomen und einen antiken Fahrstuhl auf- und niederächzen zu lassen.

Sehenswert allein: Ulrich Wildgruber, der sich mit roter Perücke als Bilderbuchschwuler Mucki unnachahmlich durch den Film suhlt. Ach ja, Horst Bucholz kommt nur gelegentlich vor und machte bei der Vorabpräsentation des Streifens auch keinen Hehl aus seinen Beweggründen, hier überhaupt mitzutun: „Weil Hildchen das so wollte.“ Reinhard Lüke

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen