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■ StandbildDeutschleistungskurs

„Subito“, Samstag, 22.30 Uhr, ARD

Im Frühjahr vergangenen Jahres stimmte eine Redakteursversammlung der taz demokratisch über eine satirische Plakatkampagne ab, die als ironischer Kommentar zur Politwerbung im „Superwahljahr“ gedacht war. Die bereits gestartete Plakatserie wurde gestoppt. Zu zynisch, zu geschmacklos.

Auch „Subito“, die neue Satirereihe der ARD, die das Medium Fernsehen selbst auf die Schippe nehmen will, dürfte so einige Gremien durchlaufen haben. Schließlich sind ganze fünf Sendeanstalten an ihrer Produktion beteiligt: SFB, HR, BR, SWF und SDR. Und das hat „Subito“ nicht gutgetan, obschon das Magazin immerhin zur Ausstrahlung gelangte. Schon bei der Auswahl der Hauptmoderatoren konnte man sich nicht einigen und griff auf Kabarettisten aus dem neutralen Österreich zurück. Die „Hekticker“ heißt die Combo, die mit Schmäh durchs Programm führt. Achtung, bei Hans-Moser-Sound wird's ganz doll lustig!

Aus einem Studio, das als halbherzige „Zak“-Persiflage angelegt ist, werden die einzelnen Beiträge angesagt. Und nach jeder Einspielung geht's brav zurück dorthin, so daß die Sache ordentlich an Tempo verliert.

„Mal liebenswert, mal bissig“ soll „der alltägliche Fernsehwahn“ (O-Ton) veralbert werden; augenscheinlich das, was bei jedem Brainstorming im durchschnittlichen Deutschleistungskurs als solcher erkannt würde: Liveschalte-Manie, Gefuchtel mit der Handkamera, Straßeninterviews, Lebenshilfetips usw.

Ein Versuch, Monty Python auf den Stand der 90er zu bringen und dabei niemandem weh zu tun: Star-Interview im Achterbahnlooping, kaputte Studio- Uhr und gleich zweimal Kohl- Imitation. Gähn. Pubertäre Gags ausschließlich von Männern; keine einzige Frau durfte in der ersten Folge Witze machen.

Ein wenig besser: Der „TV- Fahnder“, der die Pseudoaufklärer von „Die Redaktion“ (RTL2) und „Wa(h)re Liebe“ (Vox) in ihrer ganzen schleimigen, widerwärtigen Abgebrühtheit vorführt. Doch der Einsatz des Reporterduos „Henkel und Schlenker“ macht gleich wieder alles kaputt. Ihr Undercoverbericht über die „Alpendiktatur“ Österreich ist zwar ziemlich zum Kugeln, doch leider bauen sie ernstgemeinte Witzinterviews mit Kinkel und Haider ein. Der Stolz, Promis vor die Kamera bekommen zu haben, bleibt spürbar. Philip Kahle

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