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Ob Ost oder West – busenmäßig sind alle gleich

■ Eine Repräsentivvermessung des Deutschen Damenoberbekleidungsverbandes

Berlin (taz) – Klemmt der Rock, zwickt die Hose und platzt die Bluse? Deutsche Frauen aufgepaßt, frohe Kunde vom Deutschen Damenoberbekleidungsverband aus Düsseldorf. Bestürzt über die Konkurrenz des Apothekerverbandes initiierte er eine repräsentative Reihenvermessung deutscher Hüft-, Taillen- und Brustumfänge. Diätprogramme, so lautet ihre Botschaft, sind ab kommendem Winter überflüssig, neue Größen braucht das Land. Die Kleidergrößen werden endlich deutschen Fraußenmaßen angepaßt. Größe 40 wird dann wirklich Größe 40 sein und nicht wie bisher ein Grund, sich dünner zu fasten, ein Anlaß zu ständigen Komplexen. Zwei Zentimeter Stoff an Taille und Hüfte will die Textilindustrie bei Größe 40 zulegen und bei Größe 34 sogar 2,5 Zentimeter. Deutsche Frauen sind nämlich runder geworden, weicher, vielleicht auch sinnlicher, auf jeden Fall schwerer seit der letzten Massenvermessung im Jahre 1982.

Um 10.000 Frauen zwischen zwei (sic!!! Haben die auch stillgestanden?) und siebzig Jahren ließ der Damenoberbekleidungsverband die Maßbänder wickeln. Und stellte dabei folgendes fest: Der durchschnittliche deutsche Busen schwoll um 1,7 Zentimeter, der Taillenumfang um 2,2 Zentimeter und um das gleiche Polster die Hüfte. Einziger Wermutstropfen: die Körperhöhe wuchs nicht proportional, sondern nur um genau 20 Millimeter. Dieses Problemchens müßte sich jetzt dringend der Deutsche Schuhverband annehmen und bei der Gelegenheit auch endlich der Tatsache Rechnung tragen, daß linke deutsche Füße kleiner sind als rechte deutsche Damenfüße. Die Repräsentativumfrage wäre nicht seriös gewesen, wenn nicht der Körperumfang ostdeutscher Frauen getrennt vom Körperumfang westdeutscher Frauen ausgewertet worden wäre. Denn Fakt ist, in Dresden wird weniger gejoggt als in Düsseldorf und auch die vegetarische Kost ist nicht en vogue. Ostdeutsche Taillen, dies fanden die Statistiker(innen?) heraus, sind um 0,9 Zentimeter und die Hüften um 0,7 Zentimeter runder als die der westdeutschen Durchschnittsfrau. Immerhin: Busenmäßig sind alle gleich. Unerklärlich bleibt nur, warum Ostdeutsche 1,6 Zentimeter kleiner als ihre westlichen Geschlechtsgenossinnen, also nur etwa 1,64m hoch sind. Waren, so lautet die Frage, bei den Statistikern Psychologen dabei? Anita Kugler

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