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Japans Börsenbeben vor dem großen Boom

■ Kurssturz in Tokio / Kritik an Regierung

Kobe/Tokio (AFP/AP/rtr) – Knapp eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben in Zentraljapan hat sich gestern in Kobe eine erste Rückkehr zur Normalität bemerkbar gemacht. Mehrere Banken, Geschäfte und Postämter öffneten wieder, eine Buslinie nach Osaka wurde eingerichtet. In den nicht durch Obdachlose besetzten Schulen wurde der Unterricht wiederaufgenommen. Trotz der regen Aufräumarbeiten waren jedoch weiterhin zahlreiche Straßen durch Trümmer unpassierbar. Die Zahl der Todesopfer stieg auf 5.002 an. Immer noch werden 125 Menschen vermißt. Das Gebiet um Kobe wurde am frühen Morgen von drei weiteren Nachbeben erschüttert, die Werte bis zu 4,5 auf der nach oben offenen Richterskala erreichten, jedoch keine weiteren Schäden anrichteten.

Trotzdem reagierten die Anleger an Tokios Börse erstmals seit dem Erdbeben panisch: Der Aktienindex Nikkei verlor mehr als 1.000 Punkte und landete zum erstenmal seit mehr als einem Jahr unter der psychologischen Barriere von 18.000 Punkten. Das Tokioter Börsenbeben zeigte auch an anderen asiatischen Aktienmärkten Wirkung: In Hongkong verlor der Hang-Seng-Index 4,5 Prozent, und der Straits-Times-Index in Singapur schrumpfte um 5,5 Prozent. Bis nach Europa wirkte sich die Panik allerdings nicht aus. Der Dax in Frankfurt sank nur um 28,75 Punkte (1,4 Prozent) auf 2.026,83 Punkte.

Doch Experten gehen davon aus, daß das Erdbeben von Kobe die Wirtschaft langfristig ankurbeln wird. Mit positiven Effekten, etwa durch den nötigen Wiederaufbau, sei in den kommenden zwei oder drei Jahren zu rechnen, sagte Hisamichi Sawa von der Dresdner Bank.

Im japanischen Parlament wurde am Montag die Debatte über die Versäumnisse der Regierung nach dem Erdbeben fortgesetzt. Der frühere Ministerpräsident Toshiki Kaifu bemängelte, daß die Hilfe für die Opfer im Sumpf der Bürokratie steckengeblieben sei. dri

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