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Unterm Strich

À propos Auftragskunst: Die Arbeiterklasse hat einen späten und unerwarteten Sieg errungen. Und das mit Hilfe der CDU. Die Unionsfraktion im Rat der thüringischen Stadt Suhl ebnete den auf einem 250 Quadratmeter großen Monumentalbild von Willi Sitte verewigten Heroen der Arbeit den Weg zurück in die Öffentlichkeit. Ihr Antrag, den Verkauf des 1993 wegen Umbauarbeiten an der Stadthalle demontierten und in Kisten verpackten Werkes „Kampf und Sieg der Arbeiterklasse“ zu stoppen, fand am Mittwoch abend im Stadtparlament eine große Mehrheit. Nun soll in Suhl nach einem neuen Standort für das aus 874 Emailletafeln zusammengesetzte Bild gesucht werden. Der 1993 gefaßte Beschluß, das flächenmäßig größte Werk des langjährigen Präsidenten des DDR- Verbandes Bildender Künstler zum Verkauf auszuschreiben, hatte den Stadtvätern bundesweit Proteste und Unverständnis eingebracht. Die Hoffnungen, das Bild mit großem Gewinn losschlagen zu können, erwiesen sich nach nur mäßiger Resonanz auch als trügerisch. Im Januar wandten sich Künstler, Kunstfreunde und Politiker, darunter der Alterspräsident des Bundestages, Stefan Heym, mit dem Appell an die Stadt, die Freiheit der Kunst zu wahren und das Wandbild wieder öffentlich zu zeigen.

Das deutsche Rockquintett „Bellicoons“ wird Ende Januar zwei Konzerte in Sarajevo geben. Der erste Auftritt am 31. Januar werde live vom bosnischen Fernsehen übertragen, teilte „east west“, die Plattenfirma der aus Essen stammenden Gruppe in Hamburg mit. Der einwöchige Aufenthalt der Bellicoons in Sarajevo sei der erste einer deutschen Band in der Bürgerkriegsregion und werde von der Deutsch-Bosnisch-Herzegowinischen Gesellschaft in Zusammenarbeit mit der Unesco organisiert. Die fünf Musiker sollen mit UN-Luftbrücke von Zagreb-Sarajevo eingeflogen werden.

Die Stuttgarter Ballettchefin Marcia Haydee hat nach Zeitungsberichten vom Donnerstag ihren Yogalehrer Günther Schöberl geheiratet. Mit ihm sei sie nach Indien geflogen, um dort nach traditionellem Ritus die Trauung zu vollziehen. Aus dem Ballett hieß es am Donnerstag in Stuttgart, man halte eine Heirat nicht für ausgeschlossen. Marcia Haydee sei in einer Familienangelegenheit derzeit verreist.

Der deutsch-amerikanische Schriftsteller Reinhard Lettau hat am Donnerstag den mit 30.000 Mark dotierten Bremer Literaturpreis bekommen. Lettau wird damit für sein Buch „Flucht vor Gästen“ ausgezeichnet. Der 65jährige Autor, der zur Zeit in Berlin lebt, zeigte sich überrascht über die Auszeichnung für sein nur 96 Seiten dickes Buch. Er habe sich „lange mit der Beobachtung abgefunden, daß Bücher, die man auszeichnet, schwerer sind als meines, wenn man sie nach Hause trägt.“

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