Erstmal des Gegners Stärke testen

■ Warnstreiks in der Metallindustrie / Streit um Überstunden

Berlin (AP/taz) – Nachdem die Arbeitgeber immer noch kein Angebot vorgelegt haben, kam es gestern zu ersten Warnstreiks in der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie. Der IG Metall zufolge beteiligten sich Tausende von Beschäftigten an den Aktionen. Im Stammwerk des Sportwagenherstellers Porsche in Stuttgart- Zuffenhausen traten rund 1.000 Mitarbeiter eine halbe Stunde in den Warnstreik.

Im pfälzischen Wörth legten mehrere tausend Beschäftigte von Daimler-Benz die Arbeit nieder. In Niedersachsen sollen sich rund 4.000 Beschäftigte in 12 Betrieben an den Warnstreiks beteiligt haben. In den fünf Tarifbezirken ist die Friedenspflicht abgelaufen.

Die IG Metall fordert sechs Prozent mehr Lohn für die 3,5 Millionen Beschäftigten. Die Arbeitgeber haben bisher noch kein Angebot vorgelegt, sondern wollen erst über Kostenentlastungen reden. „Die Arbeitgeber spielen auf Zeit“, meinte Georgios Arwanitidis, Sprecher der IG Metall Hannover, gegenüber der taz. „Es ist jedesmal das gleiche Ritual: Die Arbeitgeber warten mit ihrem Angebot so lange, bis die Friedenspflicht abgelaufen ist. Sie testen gewissermaßen die Stärke der IG Metall.“

Demgegenüber sagte ein Gesamtmetall-Sprecher, die IG Metall habe bei den Verhandlungen bisher nur über Lohnprozente geredet. „Wir wollen aber nicht über Lohnprozente sprechen, bevor nicht über Beschäftigungssicherung und Arbeitszeitflexibilisierung verhandelt wird. Bei den Überstunden beispielsweise könnte man weiterkommen.“ Die Unternehmer würden gern Mehrarbeit, zum Beispiel an Samstagen, zur Regelarbeitszeit machen. Damit könnten sie die Überstundenzuschläge in Höhe von 25 Prozent einsparen.

Bei den Verhandlungen rührte sich wenig: In Bad Dürrheim verliefen gestern die Tarifverhandlungen für das Tarifgebiet Südwest ohne Ergebnis. Weitere Warnstreiks sind angekündigt. BD