■ Baulöwe Momper: Vom Ausflug zum Ausrutscher
Daß man beim ungestümen Drang nach vorn zuweilen über die eigenen Füße stolpert, dafür ist SPD-Stehaufmann Walter Momper ein beredtes Beispiel. Auch dafür, daß der Blick zurück zuweilen getrübt ist. Dann mimt er, charmant wie immer, die Unschuld aus Kreuzberg, während die Konkurrenz plötzlich verantwortlich gewesen sei für die Räumung der Mainzer Straße, respektive den Bruch der rot-grünen Koalition.
Unbestritten ist allerdings, daß es Momper selbst war, der sich durch sein Engagement bei Ellinghaus die ersten Groschen im Berliner Immobiliensumpf verdiente. Und den Kollegen der Branche en passant ein paar Groschen sparen half. „Steuern sparen in Berlin“, heißt ein Anlegerfanzine von Ellinghaus, in dem unverhohlen zum legalen Steuerhinterziehen aufgerufen wird. Eine eigentümliche Vorstellung: Ein Regierender, dem das Hemd der Abschreiber näher ist als das Stadtsäckel und die Hosentaschen der Berliner Mieter.
Kostete der Ausflug zu Ellinghaus Momper damals Amt und Würden, war es ein Ausflug ins Fernsehstudio, der ihn seiner Contenance beraubte. Momper klagte dagegen, vom ehemaligen Kreuzberger Baustadtrat Orlowsky öffentlich als Umwandler bezeichnet zu werden, und verlor. Kurze Zeit später wurde unter dubiosen Vorwänden Orlowskys Wohnung durchsucht. Angeordnet hatte den Husarenstreich die Ehefrau des ehemaligen Chefs der Wohnungsbaukreditanstalt, Riebschläger. Der Ausflug in die Branche war endgültig zum Ausrutscher in ihren Sumpf mißraten. Schon damals erwog Momper nicht nur die Gründung einer eigenen Firma, sondern auch sein Comeback in der Politik. Einzig seine kleine Beraterfirma wollte er sich fortan noch gönnen. Uwe Rada
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen