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Mücken tot, Mensch krank

■ Studie: Insektensprays können Leukämie und Lymphdrüsenkrebs auslösen

Hannover (taz) – „Wir raten dem Verbraucher, einfach die gute alte Fliegenklatsche zu benutzen.“ Mit diesen Worten hat das Sozialministerium in Hannover jetzt vor dem Gebrauch der gängigen pyrethroidhaltigen Insektensprays gewarnt. Die Pyrethroide, die auf dem Markt als halbwegs natürliche, dem Chrysanthemengift nachempfundene Insektizide angepriesen werden, stehen in dringendem Verdacht, Leukämie und Lymphdrüsenkrebs auszulösen. Das ist das überraschende Ergebnis einer epidemiologischen Studie zu diesen Krebsarten, mit der eigentlich die Häufung von Leukämie und Lymphdrüsenkrebs rund um die Sondermülldeponie Münchehagen aufgeklärt werden sollte.

In der bisher größten bundesdeutschen Erwachsenenstudie dieser Art wurden 623 Krebsfälle aus den drei Landkreisen rund um Münchehagen auf möglicherweise krebsauslösende Risikofaktoren untersucht. Der Bremer Umweltmediziner Eberhard Greiser stellte dabei fest, daß „mehr als zehn Prozent der Erkrankungen auf den Gebrauch pyrethroidhaltiger Insektizide zurückzuführen sind“. Nach Angaben von Greiser sind die Pyrethroide für etwa 20 Prozent der untersuchten Leukämiefälle bei Frauen und für etwa 10 Prozent der entsprechenden Erkrankungen bei Männern verantwortlich. Bei den untersuchten Fällen von Lymphdrüsenkrebs lägen die Werte etwas niedriger. Greiser glaubt den Zusammenhang zwischen Krebs und dem Gebrauch der Insektizide eindeutig nachgewiesen zu haben. „Je länger und intensiver die später Erkrankten den Pyrethroiden ausgesetzt waren, um so höher liegt das Krebsrisiko“, sagt der Umweltmediziner. Das Ministerium will nun anregen, die Insektizide in einer bundesweiten Untersuchung zu analysieren. Jürgen Voges

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