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Vom Gefängnis ins Parlament und zurück

■ Ein Gericht im belgischen Antwerpen verurteilte den „Rechts-Anarchisten“ Van Rossem

Brüssel (taz) – Der belgische Anarchist und Parlamentsabgeordnete Jean-Pierre Van Rossem muß seine letzten Tage in Freiheit zu Fuß gehen. Das Gericht in Antwerpen ließ seine acht Ferraris beschlagnahmen – auch seine Auslandskonten in der Schweiz und in Luxemburg, auf denen rund 300.000 Mark liegen, sind gesperrt. Außerdem wurden ihm für fünf Jahre die Bürgerrechte aberkannt, was heißt, daß er beispielsweise nicht mehr wählen darf. Wenn das Parlament in den nächsten Wochen Van Rossems Immunität aufhebt, was anzunehmen ist, dann muß er auch noch für fünf Jahre hinter Gitter. Nach Ansicht des Gerichts hat sich der selbsterklärte Anarchist Van Rossem fälschlicherweise als Finanzgenie ausgegeben und von kleinen Leuten haufenweise Geld für angeblich lukrative Geschäfte in den USA eingesammelt. Sein Zaubersystem „Moneytron“ beruhte im wesentlichen auf dem blinden Vertrauen der Geprellten, die Rossems auffälligen Lebensstil offenbar für ein untrügliches Indiz seiner Fähigkeiten hielten. Zumindest im Fall Moneytron bestand die Fähigkeit darin, das Geld der Anleger ohne Umweg über die USA gleich auf sein Schweizer Konto zu schicken.

Der Blitzaufsteiger, als Mittfünfziger mit strohblondem Vollbart und langen Haaren ein Erbstück aus den Zeiten von Easy Rider, ist als Anarchist nur sehr ungenau beschrieben. Als er 1991 mit seiner Ein-Mann-Liste „Rossum- Rossem“ fürs Parlament kandidierte, gewann er Wähler einerseits durch Provokationen gegen Staat und König, andererseits durch Ausfälle gegen die französischsprachige Bevölkerung Belgiens. Der Parteiname Rossum- Rossem steht für „Allgegenwärtige soziale und solidarische Sammlungsbewegung für die Allgegenwart der Massen“. Von seinem Wahlsieg erfuhr er, als er schon wegen einer kleineren Betrugsaffäre im Gefängnis saß. Im Parlament teilt Van Rossem seine Ansichten inzwischen weitgehend mit der flämischen Rechtsaußenpartei Vlaams Blok.

Van Rossem, der gerne mit olivgrüner Jacke und Ringel-Shirt über ausladendem Bauch ans Rednerpult tritt, verurteilte das Verfahren gegen ihn als „Maskerade“. Schon die Teilaufhebung seiner Immunität, die das Verfahren ermöglichte, hielt er für eine politische Kampagne. Alois Berger

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