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Unterm Strich

Der Tübinger Literaturwissenschaftler Hans Mayer erhält den Heinrich-Mann-Preis 1995 der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg. Die Ehrung für den 1907 in Köln geborenen Mayer („Ein Deutscher auf Widerruf“) findet am 31. März in Berlin statt. Der Preis ist mit 15.000 Mark dotiert. Der Jury gehörten Walter Jens, Günther Rühle und als Preisträger des Vorjahres Lothar Baier an. Die Akademie würdige damit, wie sie am Donnerstag mitteilte, „den Homme de lettres, Gelehrten und Schriftsteller, dessen in widrigen Zeiten konsequent der Aufklärung dienendes Werk Heinrich Mann in vielfacher Weise verpflichtet ist.“ Mayer war von 1948 bis 1963 Ordinarius für deutsche Literaturgeschichte und Geschichte der Weltliteratur in Leipzig. Später lehrte er in Berlin, Hannover und Tübingen. Als Gastprofessor war er an Hochschulen in den USA, der Sowjetunion, Frankreich und Israel tätig. Am 13. Februar spricht Mayer im Berliner Ensemble über „Brecht und Beckett – Erfahrungen und Erinnerungen“. Er war bis zum Tod Bertolt Brechts 1956 häufig Gast und Berater im Berliner Theater am Schiffbauerdamm.

Der britische Theater- und Filmschauspieler Donald Pleasence, ein großer Schurkendarsteller, ist am Donnerstag im Alter von 75 Jahren gestorben. Wie seine Agentin Tessa Sutherland in London mitteilte, erholte er sich offenbar nicht mehr von einer Herzklappenoperation, der er sich kurz vor Weihnachten unterzogen hatte. Pleasence hatte sich in seiner mehr als 50jährigen Theater- und Filmkarriere als Darsteller skurriler und finsterer Charaktere einen Namen gemacht. Der Arbeitersohn, der in der nordenglischen Industriestadt Sheffield aufwuchs, ging als 18jähriger von zu Hause weg, um Schauspieler zu werden. Ohne jegliche Ausbildung schloß er sich einer umherziehenden Theatertruppe an und stand im Jahre 1939 in der Bühnenversion von Emily Brontäs Roman „Die Sturmhöhe“ erstmals auf den Brettern. Nach dem Zweiten Weltkrieg – als Luftwaffenpilot wurde er 1944 abgeschossen und brachte ein Jahr in deutscher Kriegsgefangenschaft zu – traf Pleasence auf den aufstrebenden Theaterregisseur Peter Brook. Der verschaffte ihm zahlreiche Bühnenrollen in Werken von Shakespeare und anderen bekannten Dramatikern. Seinen ganz großen Durchbruch schaffte Pleasence 1960 als der Tramp Davies in Harold Pinters „Der Hausmeister“. Dies war ein Erfolg am Londoner Dutchess-Theater und ein Jahr später ebenso am New Yorker Broadway. Donald Pleasence wirkte ferner in fast 100 Filmen mit, darunter in den Verfilmungen des Romans „Zwei Städte“ von Charles Dickens und des Bühnenstücks „Blick zurück im Zorn“ von John Osborne. Auch in dem Antikriegswestern „Das Wiegenlied vom Totschlag“, in Elia Kazans „Der letzte Tycoon“ und in Roman Polanskis „Wenn Katelbach kommt“ war er zu sehen.

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