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Zensur: „Schwarzer Himmel über der Türkei“

■ Neues Verfahren gegen Autor Kemal

Istanbul (dpa) – Dem türkischen Schriftsteller Yașar Kemal (72) droht wegen zweier regimekritischer Beiträge zu einem Sammelband mit dem Titel „Gedankenfreiheit und die Türkei“, ein weiterer Prozeß wegen Separatismus und Volksverhetzung. Gleichzeitig ist das Buch verboten und konfisziert worden. Die inkriminierten Artikel tragen die Titel „Schwarzer Himmel über der Türkei“ und „Möge deine Grausamkeit zunehmen“. Der zweite Beitrag ist laut Verleger Erdal Öz „die Urfassung“ des jüngst vom Spiegel veröffentlichten Aufsatzes über die Kurdenverfolgung in der Türkei. Kemal soll wegen des Spiegel- Beitrags der Prozeß wegen Separatismus gemacht werden.

Mehrere Intellektuelle unter Führung des Filme- und Liedermachers Sanar Yurdatapan wollen die kopierten Beiträge Kemals unterschreiben und dem Staatsanwalt übergeben. „Wir müssen dafür sorgen, daß wir alle ins Gefängnis kommen, damit dieser Unsinn aufhört, Menschen wegen ihrer Gedanken hinter Schloß und Riegel zu bringen“, sagte Yurdatapan.

Auch die vom türkischen Staat als angebliches Organ der militanten Separatistenorganisation PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) bekämpfte kurdische Tageszeitung Özgür Ülke ist praktisch verboten. Chefredakteur Baki Karadeniz sagte, seine seit einem Monat nur noch zensiert erscheinende Tageszeitung werde auf richterlichen Beschluß vom Donnerstag als „Nachfolgepublikation“ der zuvor bereits verbotenen Özgür Gündem behandelt. „Wir werden unsere Zeitung noch drucken dürfen, doch ist das Einsammeln der Exemplare beim Vertrieb sicher“, sagte Karadeniz.

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