: Herber Verlust für die Demokratie
■ betr.: „Die ARD ist unanständig“ (Kanzler Kohl droht nach Satire mit dem großen Hammer), taz vom 28. 1. 95
Die ARD ist eine demokratische, öffentlich-rechtliche Einrichtung, und sie kann stolz sein auf ihre Kultsendung „Monitor“. Was der Kanzler von sich gibt, klingt nach Diktatur der Medien! Wenn ein Kanzler keine Satire vertragen kann, und mag sie auch noch so hart an der Realität sein (RTL- Samstag nacht ist da auch nicht besser!), dann hat er auch in der Politik nichts verloren und gehört abgesägt! K. H. Fahrensohn, Bad Tölz
[...] Von Tucholsky stammt der Satz: Satire darf alles; für Kohl gilt eher: bei Satire hört der Spaß auf!
Und ausgerechnet dieser Wunderkanzler hat mal behauptet, er habe immer den Tucho im Reisegepäck. Kann schon gut sein, daß er seit Jahren versucht, dahinterzukommen, was es mit dem auf sich hat. Jo Benjamin, Bensheim
Sehr geehrter Herr Scharf!
Die betreffende Sendung habe ich gesehen. Ich kann verstehen, daß der Bundeskanzler damit Schwierigkeiten hat und über diese Art von Sendung kann man sich streiten. Die aber darin zum Ausdruck kommende Ausrichtung nicht nur von Monitor, sondern der ganzen ARD scheint mir der Anlaß für die Initiative von Ministerpräsident Stoiber zur Umgestaltung der ARD zu sein. Nicht so sehr wirtschaftliche Gründe, sondern die politische Ausrichtung sind die Motivation.
Ich jedenfalls zahle gerne die Gebühren für die ARD. Viele Beiträge des Bayerischen Fernsehens schätze ich, aber es wäre furchtbar, nur darauf angewiesen zu sein, vor allem wegen seiner einseitigen politischen Ausrichtung (zum Beispiel Feller oder Merz). Kabelfernsehen gibt es in unserer Marktgemeinde nicht, und auf eine „Schüssel“ verzichte ich und bin glücklich mit dem 3. Bayerischen Fernsehen und der ARD. Das ZDF liegt so dazwischen.
Sine ira et studio, bitte setzen Sie sich um unserer Demokratie willen dafür ein, daß die ersten drei Programme so erhalten bleiben. Sie decken wirklich die Meinungsvielfalt ab und keines darf fehlen. [...] Andreas Schlagenhaufer,
kath. Pfarrer, Kohlberg
Scheinbar unaufhaltsam rollt sie weiter, die „Dampfwalze“ der Regierung Kohl. Sie hat nach der Bundestagswahl 1994 noch einmal an Tempo zugelegt, denn es geht ihr darum, ihren knappen Vorsprung mit aller Gewalt zu behaupten. Alles was ihr im Weg steht, versucht sie nun gnadenlos niederzuwalzen.
Derzeit nimmt sie Kurs aufs Erste Deutsche Fernsehen (ARD). Einem Sender, der nicht nur „Rote-Socken-Kampagnen“ ausstrahlt, sondern auch mal über das Leben eines „Amigos“ berichtet. Kurz gesagt, einem Sender, bei dem sich die Bürger in diesem Land – noch demokratischen – Land, im Gegensatz zu manch anderen Fernsehsendern, ein relativ objektives Bild über politische Zusammenhänge verschaffen können.
Sollte das „Erste“ mit seiner Meinungsvielfalt wirklich dem Machterhaltungstrieb der konservativen Politik zum Opfer fallen, wäre dies ein herber Verlust für die Demokratie. Durch den dann erschwerten Zugang zu politisch kritischer Information würden noch mehr politisch unmündige Bürger produziert. Komisch: Waren es nicht immer Kohl und seine Gefolgschaft, die das politische Desinteresse der Gesellschaft beklagten? [...] Thomas Depner, München
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