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Schock für Sebastian Coe

■ Nico Motchebon lief beim 9. World Meeting der Leichtathletik Hallen-Europarekord über 800 Meter

Stuttgart (dpa/taz) – Zwei Wochen lang hatte Nico Motchebon mit Dieter Baumann in Portugal trainiert, und der Aufenthalt scheint beiden bestens bekommen zu sein. Beim Hallensportfest in Stuttgart lief Motchebon völlig unversehens Europarekord über 800 Meter, Baumann riß die 6.907 Zuschauerinnen und Zuschauer nach einem verbummelten 3.000-Meter-Rennen mit einem seiner furiosen Schlußspurts von den Sitzen, ließ Eric Dubus (Frankreich) und Stephane Franke (Kornwestheim) hinter sich, blieb aber gut drei Sekunden über seinem deutschen Rekord von 7:39,35 Minuten. Weitere herausragende Leistungen gab es durch den Engländer John Regis, der über 200 Meter in 20,47 Sekunden den Hallen-Weltrekord des Franzosen Bruno Marie-Rose nur um 11/100 Sekunden verfehlte, durch die auf ihre deutsche Staatsbürgerschaft wartende Rumänin Alina Astafei, die im Hochsprung 2,03 Meter im ersten Versuch schaffte und Heike Henkel (1,96m) keine Chance ließ, sowie durch Heike Drechsler mit 6,94 im Weitsprung.

Star des Nachmittags war jedoch Nico Motchebon, der keinen Geringeren als das britische Laufwunder Sebastian Coe aus den Rekordlisten strich. Vor zwölf Jahren war Coe 1:44,91 Minuten gelaufen, Motchebon schaffte nun 1:44,88 und verfehlte den sechs Jahre alten Hallenweltrekord des Kenianers Paul Ereng bloß um 4/100. Eine Leistung, über die der 25jährige Berliner, der im Herbst 1992 vom Modernen Fünfkampf zum Mittelstreckenlauf gewechselt war, selbst am meisten staunte. „Ich wollte unbedingt den deutschen Hallenrekord von Hauke Fuhlbrügge von 1:46,07 Minuten unterbieten. Doch an den Europarekord habe ich wirklich nicht gedacht“, versicherte er nach dem Rennen und hatte bereits die Freiluftsaison im Sinn: „Auf dieser Zeit läßt sich aufbauen für die Weltmeisterschaften 1995 in Göteborg und die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta. Dort will ich auf jeden Fall in die Endläufe kommen.“ Er glaubt auch, daß er in ein, zwei Jahren „eine 42er Zeit laufen kann“. Was nichts anderes heißt, als den deutschen Rekord (1:43,65 Minuten) zu verbessern, den Willi Wülbeck bei seinen WM-Sieg 1983 in Helsinki aufgestellt hatte. Der Freiluft-Weltrekord (1:41,73 Minuten) des konservativen Unterhausabgeordneten Sebastian Coe sei allerdings „jenseits von Gut und Böse“.

Nach dem Stuttgarter Rekord will Motchebon nur noch ein Hallenrennen über 800 Meter am Sonntag in Karlsruhe bestreiten und vielleicht bei den Deutschen Hallen-Meisterschaften in Sindelfingen (25./26. Februar) in der 4-x- 400-m-Staffel laufen. Auch nach seinem Europarekord von Stuttgart ist er entschlossen, auf die Hallen-WM im März in Barcelona zu verzichten. „Ich muß für die Uni in der nächsten Zeit viel lernen und mir den Rücken für den Sommer freihalten.“ Denn wichtiger sind die großen Rennen im Freien. Im Vorjahr zahlte er als Vierter bei der Europameisterschaft im Finale noch einmal Lehrgeld. Im kommenden Sommer soll das ganz anders aussehen.

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