: Geh über Los
■ „Le Franc“ aus dem Senegal (Forum)
Der Mensch braucht die Hoffnung zum Weiterleben. Marigo ist Musiker und ohne Hoffnung, weil seine Vermieterin sein Instrument konfisziert hat. Die Hoffnung kehrt zu Marigo zurück in Gestalt eines Lotterieloses, das er vorsichtig versteckt: Er klebt es auf seine Tür, und darüber heftet er ein Plakat. Dort hätte das Los ewig kleben und Hoffnung geben können, wenn Lotterien nicht Ziehungstermine hätten. Also erfüllt sich für Marigo – natürlich weil hier Kino und nicht Leben ist – die Hoffnung. Aber die Probleme fangen damit erst an: Zu sorgfältig hat er das Los verklebt, also muß er die Tür Huckepack nehmen.
Der kilometerlange Marsch inklusive Busfahrt zur Ausgabestelle dient Regisseur Djibril Diop Mambety nicht nur zu allerlei traurigem Slapstick im Stile Buster Keatons, sondern auch dazu, die senegalesischen Realitäten und Zerissenheiten nicht plakativ, sondern eben nur im Vorübergehen zu dokumentieren: Marigos Weg führt durch Abrißgegenden und über Wiesen, auf denen Kühe zwischen Plastikabfällen weiden; dem zum Gebet rufenden Muezzin antwortet wie bei einem Gospel ein Straßenmusiker auf seinem Saxophon.
Mambety arbeitete – wie in allen seinen Filmen – wieder mit Laiendarstellern, und sein Glücksgriff ist diesmal Dieye Ma Dieye, der als Marigo seinen Kreuzgang mit stoischer Miene erträgt, während er als afrikanischer Tati von Panne zu Panne stolpert. Thomas Winkler
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen