Nachfragen verrrbotten!

■ Und plötzlich denkt man an Haustiere. Wieso eigentlich? Der Film „Hasenjagd“ von Andreas Gruber im Forum

Die kleine Gnade der kleinen Leute liegt als Thema irgendwie in der Luft; der große Fisch „Schindlers Liste“ hat einen Schwarm nach sich gezogen. Marek Halters „Tzedek / Die Gerechten“ stolperte über die Omnipräsenz des Regisseurs, „Hasenjagd“, der Eröffnungsfilm in der Reihe „Neue deutsche Filme“ scheitert ein bißchen am Gegenteil. Die Intention des Regisseurs — jenseits vom oben aufliegendem „good will“ — will nicht so recht deutlich werden.

Die Sache hat sich so oder ähnlich im Februar 1945 in der Nähe des KZ Mauthausen abgespielt. Russische Offiziere fliehen aus dem Block 20 in die schneekalte österreichische Landschaft. Die SS zieht ihnen hinterher und fordert die guten Bürger zur Kollaboration auf. Die meisten folgen gern. Im Morgengrauen setzt das ein, was dann später als „Mühlvierteler Hasenjagd“ bekannt wurde. Filmisch ist das als der stets gleiche Dreiklang gelöst: gestreifte Uniform, stampfender Stiefel, Blick und Schuß; einer nach dem anderen.

An zwei der Flüchtenden bleibt die Kamera hängen; Michail und Nikolai heißen sie, und wenn die beiden russisch miteinander sprechen, wird das nicht übersetzt. Ich habe in Hof versucht, den Regisseur zu fragen, warum das so ist, aber diese Frage ist „verrbotten“, weil das doch auf irgendeiner Hand liegt (auf meiner nicht, da hab ich geguckt).

Jedenfalls geraten Michail und Nikolai auf ihrer Flucht an eine Familie Karner. Maulfaule, aber ehrliche Bauersleut, die sie „ins Stroh“ aufnehmen. Sohn Fredl, der ein bißchen wie ein russischer Intellektueller aussieht mit seiner Nickelbrille, muß derweilen mit dem Volkssturm ziehen, der keine Brutalität ausläßt.

Was gibt es nun also daran zu nörgeln? „Oberflächlich gesehen“, wie es früher in der „Ariel“-Werbung hieß, eigentlich nix; es ist aber etwas seltsam daran, wie die gehetzten Russen auch im Film selbst zum Vieh werden, wie sie gänzlich Aliens bleiben und wie sich aber natürlich trotzdem die Tochter des Hauses in Michail verliebt. Wie neue Haustiere fügen sie sich auch ohne weiteres in den Tagesablauf der Bauersfamilie ein – dabei waren die Offiziere doch Städter, Leute aus Moskau, wie konnte das so spannungsfrei abgehen?

So entsteht wieder, auch filmisch, ein pittoreskes, zusammengetupftes Geschichtsbild, das niemandem wehtut und in die allgemeine Beschlußlage zum 50. Jahrestag des Kriegsendes paßt. mn

„Hasenjagd – Vor lauter Feigheit gibt es kein Erbarmen“. Regie: Andreas Gruber, Deutschland, 103 Min.