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Alice alaaf!

■ „Emma“-Herausgeberin Schwarzer erobert erstmals den Kölner Karnevalszug

Berlin (taz) – „Hier fallen die Würfel. Hier liegen Unterwerfung, Schuldbewußtsein und Männerfixierung von Frauen verankert. Hier steht das Fundament der männlichen Macht und der weiblichen Ohnmacht. Hier entzieht sich scheinbar ,Privates‘ jeglicher gesellschaftlichen Reflexion. Hier wird die heimliche Wahrheit mit der öffentlichen Lüge zum Schweigen gebracht. Hier hindern angstvolle Abhängigkeit und schamerfüllte Isolation Frauen daran, zu entdecken, wie sehr sich die Schicksale gleichen. [...] Und Männer? Viele werden es sich einfach machen, werden sagen, bei ihnen und ihrer Frau (Freundin) sei alles ganz anders. [...] Da spiegeln sich Männergesichter in den Augen identitätsloser und gedemütigter Frauen, wie erstarrte Symbole und unmenschliche Fratzen. [...] Aber Frauen sind nicht nur schwach, sie sind auch stark, sehr stark. Es ist erstaunlich, welchen Schwierigkeiten sie trotzen und wie sie überleben. Sie haben ihre Menschlichkeit, ihre Klugheit und ihren Humor nicht verloren.“

Zitiert aus: Alice Schwarzer: „Der ,kleine‘ Unterschied und seine großen Folgen.“ Frankfurt 1975.

Die Autorin des Buches und Emma-Herausgeberin erprobt ihre Menschlichkeit, ihre Klugheit und ihren Humor dieser Tage im Selbstversuch. Sie wird am Rosenmontag zum ersten Mal im Kölner Karnevalszug mitfahren. Motto ihres Wagens: „Und ewig bockt das Weib“. Als Wagendekoration muß ein Schachbrettmotiv herhalten. Türme zuhauf. Eine Anspielung auf den Kölner Bayenturm, den Schwarzer der Stadt für ein feministisches Archiv abgejagt – und sich dort flugs mit ihrer Emma-Redaktion breitgemacht hat? Alaaf! bam

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