■ Das Portrait: William Fulbright
Der Name war – und ist noch immer – ein Programm: Unter den 200.000 Studenten, die unter diesem Zeichen nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA studierten, war auch ich, und diese Begegnung mit den USA, in einer Zeit, als das noch ein kostspieliges Abenteuer war, hat alle „Fulbrighter“ mehr oder minder nachhaltig geprägt.
Daß das Austauschprogramm seinen Namen trug, war kein Zufall: Fulbright war ein erklärter Internationalist, einer, der an die liberale Tradition der USA glaubte und für den die demokratische Rekonstruktion der von Faschismus und Krieg zerstörten Welt keine taktische Phrase für amerikanische Hegemonialansprüche war. Solche Politiker waren es, die das liberale Amerikabild mehrerer Studentengenerationen prägten. Dabei war er ein Südstaatler, hätte also eigentlich ein Konservativer, wenn nicht gar ein Kalter Krieger sein müssen. Andererseits verdankte er es dieser Tatsache, daß er so lange Vorsitzender des Außenpolitischen Senatsausschusses (1959–74) war und von dort aus seine Stimme erheben konnte, die auch gehört wurde.
Fulbright war ein ehrlicher Mann und erwartete Ehrlichkeit auch von seiner Regierung. Als diese ihn 1964 „über den Tisch zog“ mit dem fingierten Angriff auf einen amerikanischen Zerstörer, wodurch der Widerstand des Senats gegen eine Ausweitung des Vietnamkrieges überwunden wurde, da wurde Fulbright zum erbitterten und – innerhalb des Establishments – zum artikuliertesten Kritiker der „Arroganz der Macht“ (Titel seines Abrechnungsbuches, 1967).
Mr. Stipendium Foto: Reuter
Kein „Linker“, aber ein liberaler Patriot, der darunter litt, daß seine eigene politische Klasse zum Verräter an der großen demokratischen Idee Amerikas wurde – blind geworden durch Allmachts- und Weltmachtphantasien, wie sie unter den jungen Machern der Kennedy-Regierung verbreitet waren. Fulbright war ein Name, der für USA-Kritik stand, die sich nicht, wie bis heute versucht wird, „antiamerikanisch“ etikettieren läßt.
Weil er aber in seinem eigenen Lande dann doch zu liberal war für ein sich änderndes Klima und wohl auch weil er sich zuviel um Außenpolitik und zuwenig um seine ländlichen Wähler in Arkansas gekümmert hatte, wurde er 1974 von den eigenen Leuten fallengelassen und verlor die Vorwahl an einen Konkurrenten aus seiner Demokratischen Partei. Jetzt ist er im Alter von 89 Jahren gestorben; viele werden sich seiner mit Respekt erinnern. Ekkehart Krippendorff
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