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Junge Union: Schelte aus Bonn

■ Ablehnung einer Holocaust-Gedenkstätte scharf gerügt

Im Streit um die Ablehnung des Holocaust-Denkmals durch die Berliner Junge Union (JU) meldet sich nun auch der Bundesververband zu Wort. „Wer eine solche Gedenkstätte für überflüssig hält, leugnet im Endeffekt die Verantwortung vor der Geschichte“, erklärte gestern die stellvertretende JU-Bundesvorsitzende Christine Arlt-Palmer. Der Landesausschuß des CDU-Nachwuchses hatte vor kurzem mehrheitlich das vom Senat beschlossene Denkmal für die ermordeten Juden Europas abgelehnt.

Nach Ansicht von Arlt-Palmer bereitet die Ablehnung eines Holocaust-Gedenkstätte den Boden „für dumpfe Parolen“ und spiele „rechtsradikalen Kräften“ in die Hände. Offenbar sah sich die JU in Bonn zu einer Stellungnahme genötigt, nachdem der Fall am Wochenende bundesweit Aufsehen erregt hatte.

Der Landesvorsitzende Heiner Kausch distanzierte sich nochmals von einer Presseerklärung, die unter dem Titel „Kein Juden-Denkmal am Potsdamer Platz“ verbreitet worden war. Kausch nannte die Überschrift „eine politische Geschmacklosigkeit“, die weder mit ihm noch mit seinem Pressesprecher abgestimmt worden sei. Zugleich wiederholte er aber die Forderung des Landesausschusses: Statt für „immer neue Denkmäler“ sei es sinnvoller, die Gelder für die deutsch-jüdische Jugendbegegnung oder „für einen bessseren Geschichtsunterricht in den Schulen zu verwenden“.

In vier Kreisverbänden der JU löste unterdessen die neueste Entwicklung Empörung aus. Zehlendorf, Wilmersdorf, Kreuzberg und Steglitz forderten den Rücktritt des Landesgeschäftsführers Thorsten Dorn, der die Presseerklärung formuliert hatte. Dessen „unsensible Wortwahl“ habe die JU in der Öffentlichkeit als rechtsextrem erscheinen lassen. Severin Weiland

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