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Der momentane Stand der Dinge

■ Finanzen, Hoffnungen, Reformvorschläge zum Thema Theatertreffen

Das Theatertreffen findet im Mai dieses Jahres zum 32. Mal statt, wenn auch ohne Stückemarkt. Das Theatertreffen wird im Mai 1996 zum 33. Mal stattfinden. Wird es aber auch im Mai 1997 noch stattfinden? Eine Strukturreform der Berliner Festspiele könnte diese Frage vielleicht beantworten und die Rufe nach der Abschaffung des Theatertreffens endgültig verstummen lassen.

Das hofft jedenfalls das Kuratorium, das zentrale Planungsgremium der Berliner Festspiele GmbH. Eine solche Strukturreform ist dringend notwendig. Zum einen wegen der angespannten finanziellen Gesamtlage des Landes Berlin, aber auch, weil der Bund seiner Verpflichtung, 50 Prozent des gesamten Festspieletats zu tragen, in diesem Jahr erstmals nicht nachgekommen ist. In Zahlen: 1995 bringt das Land Berlin in diesen Etat 20,284 Millionen Mark ein, der Bund nur noch 7,5 Millionen. Neben Berlinale und Festwochen ist das Theatertreffen eine der drei Säulen der Festspiele. Als die Veranstaltung mit der kurzfristigsten Planung – und entsprechend kurzfristigen Verbindlichkeiten – ist es besonders anfällig für die Bonner Kürzungen.

Von seiten der Politik und der Presse kam wiederholt der Vorschlag, das Treffen im Wechsel in verschiedenen deutschen Städten stattfinden zu lassen. Das aber stößt sowohl bei Kultursenat als auch bei der Festspiele GmbH auf entschiedene Ablehnung: „Ziel einer Reform der Festspiele GmbH kann nicht die schlichte Abschaffung einer der drei wichtigsten Veranstaltungen sein“, meint Ingo Kern vom Pressereferat des Kultursenators.

Ein Wirtschaftsplan soll das Theatertreffen nun retten. Über den Plan, der zur Zeit von der Festspiele-Geschäftsführung erarbeitet wird, beschließt das Kuratorium am 20. März. Kultursenator Ulrich Roloff-Momin hat vergangenen Freitag gesagt, daß für ihn ein Reformansatz schon der jährliche Wechsel der Jury-Mitglieder und eine verminderte Reisekostenerstattung sein könnte.

Im Kultursenat hofft man aber natürlich auch auf Bonn und des Bundeskanzlers Zusicherung, sich am Kulturbudget der „Kulturmetropole Berlin“ angemessen zu beteiligen. Nach diesen Äußerungen würden Senat und Festspiele den Kanzler beim Wort nehmen, so das Pressereferat.

Auf mehr Engagement Bonns im kulturellen Bereich drängen außerdem der Bundesratsbeschluß vom 20. Januar 1995 und eine Absichtserklärung der sozialdemokratischen Fraktion bei den Haushaltsberatungen im Bundestag. Angaben über die genaue Finanzausstattung der Festspielaktivitäten im allgemeinen und des Theatertreffens im besonderen für das Jahr 1996 liegen noch nicht vor.

Zwar ist nach Informationen der Festspiele GmbH kein Teil des Festspiele-Programms existenzgefährdet, ein Unsicherheitsfaktor bliebe aber die Höhe des Bundesanteils. Mit einer verläßlichen Planungsgrundlage werden die Organisatoren des Theatertreffens erst arbeiten können, wenn die im Bonn-Berliner Hauptstadtvertrag bewußt offen gelassene Lastenverteilung im kulturellen Sektor detailliert und verbindlich ausgestaltet worden ist. Die Nachverhandlungen laufen jedenfalls, die Berliner Vorschläge liegen dem Bundesinnenminister vor. Beaumont Marcel

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