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Bonner Millionen für dubiosen VDA

■ Trotz Ermittlungen fördert Regierung Verein für Deutschtum im Ausland

Bonn (AFP) – Der wegen seiner Tätigkeit in Rußland umstrittene Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA) hat trotz eines Ermittlungsverfahrens der Staatsanwaltschaft auch 1994 Bonner Gelder in Millionenhöhe erhalten. Der VDA habe im vergangenen Jahr rund 24 Millionen Mark erhalten, teilte das Bonner Innenministerium gestern mit. Der VDA tritt auch als Mittlerorganisation der Bundesregierung bei der Hilfe für Deutschstämmige in Osteuropa auf. 1993 geriet der Verein in die Schlagzeilen, weil ihm Veruntreuung staatlicher Gelder vorgeworfen wurde. Bei der Bonner Staatsanwaltschaft läuft seitdem ein Ermittlungsverfahren. Der VDA war auch in die Kritik geraten, weil in seinem Verwaltungsrat neben namhaften deutschen Politikern wie Bundestagsvizepräsident Hans Klein (CSU) auch der rechtsgerichtete österreichische Aktivist Helmut Kowarik sitzt.

Die Bundesregierung hatte den VDA nach Angaben des Vereins in den Jahren 1992 und 1993 mit insgesamt rund 81 Millionen Mark an Projektförderung unterstützt. Laut VDA-Chef Hartmut Koschyk (CSU) wurden nach den Veruntreuungsvorwürfen die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als Kontrollorgane für den VDA eingeschaltet. Der VDA soll unter anderem Gelder aus Steuermitteln auf Festgeldkonten angelegt haben, statt sie für die geplante Förderung von Projekten in Rußland auszugeben. Kowarik, der Vorsitzende des Schutzvereins Österreichische Landsmannschaft, ist beim Wiener Staatsschutz als Rechtsaktivist aktenkundig. Kowariks Gruppe gibt ein Verlautbarungsorgan mit dem Titel „Eckartbote“ heraus, in dem nach Angaben des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands rechtsextreme Propaganda verbreitet wird. VDA-Geschäftsführer Gerhard Müller sagte, bei der nächsten Vorstandssitzung am 6. März solle nach einem „korrekten und rechtmäßigen Weg“ gesucht werden, um Kowarik zum Austritt aus dem Verwaltungsrat zu veranlassen.

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