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Das Boot

■ „Russische Sinfonie“ (Forum)

Konstantin Lopuschanskij ist der Regisseur für historisch verifizierte Depressiva. Den „Briefen eines toten Mannes“ nicht unähnlich, entwirft sein neuer Film „Russische Sinfonie“ ein apokalyptisches Tableau — allemal lesbar als Parabel für die Nachbeben der Perestroika.

Die Leitfigur, Masarin, ist ein Erleuchteter, schauriges Abbild wie Karikatur Dostojewskischer Helden. Der selbstgeweihte „Angehörige der russischen Intelligenz“ will Waisenkinder eines Internats vor dem Tod durch Ertrinken retten. Das heißt, halb will er es, halb spielt er Mitleid, „wie man eine Zwiebel ißt, um zu weinen“. Masarin braucht ein Boot, und das beantragt er bei einer so gut wie gestürzten Funktionärin — nicht die einzige groteske Szene des Films.

Masarin taumelt durch die Feuerschatten des Krieges, durch Schmutz und Düsternis. Das „Mysterium der Geschichte vollendet sich“, und Masarin ist dabei als einer, der theoretisch handeln möchte, aber die reale Katastrophe noch während ihrer Dauer als Stoff für eine Fiktion benutzt. Ganz gleich ob nun dem Spiel oder der tatsächlichen Realität, es wird geopfert. Der Ukrainer Lopuschanskij arbeitet, wie auch Natalja Motuzko, stark mit religiösen Metaphern, die er wie rußgeschwärzte Ikonen und, auch allemal vielsagend, in der introvertierten Lichtsymbolik des Malers George de La Tour inszeniert: dunkles Rot, Gelb, Braun. Schwert und Gottesgericht, Demonstrationen im Gewand orthodoxer Prozessionen, Glocken und Hubschrauber, Klageweiber und bärtige Saufkumpane intonieren, grob vereinfacht, denselben Chor: „Die Vergangenheit holt Rußland ein.“ Anke Westphal

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