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Mexikos Regierung hält inne

■ Offensive gegen Guerilla gestoppt / Gouverneur von Chiapas zurückgetreten / Ehrendoktorwürde für „Marcos“?

Mexiko-Stadt (AP/AFP/taz) – Kehrtwende im mexikanischen Chiapas: Nach Tagen der militärischen Offensive gegen die Guerilla des Zapatistischen Nationalen Befreiungsheeres (EZLN) hat Präsident Ernesto Zedillo den Indianer- Rebellen erneut Friedensgespräche angeboten. Gleichzeitig soll sich Generalstaatsanwalt Antonio Lozano in einem Gespräch mit Oppositionspolitikern bereit erklärt haben, den Haftbefehl gegen „Subcomandante Marcos“ auszusetzen. Der Haftbefehl gegen „Marcos“, nach dessen angeblicher Enttarnung, hatte der Regierung als Vorwand für die Offensive gegen die Zapatistas gedient.

Am Dienstag abend war der Gouverneur von Chiapas, Eduardo Robledo, von seinem Posten zurückgetreten. Robledo hatte offiziell die Wahlen vom August vergangenen Jahres gewonnen, die gesamte Linksopposition warf ihm jedoch Wahlbetrug vor. Als Robledo im Dezember sein Amt antrat, installierte die Opposition seinen Konkurrenten von der linken PRD, Amado Avendaño als Gegengouverneur. Avendaño begrüßte jetzt den Rücktritt Robledos, wurde aber von diesem aufgefordert, auch seinerseits die Ambitionen auf den Gouverneursposten aufzugeben. Mit dem Abgeordneten Julio Fierro wurde nun erneut ein Politiker der Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) als Interimsgouverneur eingesetzt.

Nachdem die mexikanische Armee nach eigenen Angaben innerhalb weniger Tage die Hochburgen des Zapatistischen Nationalen Befreiungsheeres (EZLN) in Chiapas besetzt hatte, schlug Zedillo am Dienstag gemäßigtere Töne an. Bei einem Treffen mit Vertretern von Indianer-Organisationen im Präsidentenpalast von Mexiko-Stadt sagte er, die Armee werde keine offensiven Operationen mehr unternehmen und nur noch mit Patrouillen Gewalttaten verhindern. Den Subcomandante Marcos forderte Zedillo auf, seine Vorstellungen für eine Friedenslösung darzulegen.

Noch immer ist nicht bekannt, wie die Armee im Konfliktgebiet vorgegangen ist. Während die Zapatistas ihren Vorwurf, die Armee habe auch zivile Dörfer bombardiert, noch einmal wiederholten, stritt die Militärführung weiterhin ab, daß es überhaupt zu Kampfhandlungen gekommen sei.

Unterdessen soll dem Subcomandante Marcos die Ehrendoktorwürde der Autonomen Universität Mexikos für seine Verdienste um die „höchsten Belange des mexikanischen Volkes“ angedient worden sein. Das meldet die mexikanische Tageszeitung Reforma unter Berufung auf Mitglieder des Universitätsrates. Allerdings gehen die Professoren offenbar davon aus, daß es sich bei „Marcos“ tatsächlich um jenen Rafael Guillén Vicente handelt, als den die Regierung den Guerillaführer in der vergangenen Woche enttarnte. Der nämlich schloß 1980 an der geisteswissenschaftlichen Fakultät sein Studium ab – nach Aussagen seiner ehemaligen Lehrmeister ein „brillanter Student mit herausragenden Fähigkeiten in Soziologie, Politik und Literaturwissenschaften“. Es sei ein Jammer, daß ein Kopf wie Marcos im Lakandonenwald Indígenas gegen 60.000 Soldaten verteidigen müßte, statt an der Spitze des Bildungsministeriums zu stehen, um sich dort für Frieden und Dialog einzusetzen.

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