Nervensäge

■ Junge Frau sucht Liebe: „Oublie-moi“ von Noémie Lvovsky im Forum

Das Mädchen ist eine ausgemachte Nervensäge. Sie sucht einen Mann, einen Geliebten, einen Vater für ihre zukünftigen Kinder, keiner weiß es, und sie auch nicht. Immer ist sie unterwegs mit der Metro, auf dem Weg zu einer Party oder einem Mann. Wenn sie dort ist, verwickelt sie die armen Kerle in quälende Verhöre. „Liebst du mich? Nein? Warum nicht? Würdest du für mich sterben?“ Was nicht noch alles! Junge Menschen von heute auf der Suche nach einem Liebsten — da mach' ich es mir doch lieber im Bett mit einer schönen Buchhaltungsbilanz gemütlich.

Wenn Nathalie einen Mann verführen will, braucht sie dazu eine ganze Flasche Gin (ich hätte ja ausschlafen und Haarewaschen empfohlen, aber das ist natürlich Zeitverschwendung für jemanden, der wie Patti Smith aussehen will). Die beiden trinken und reden wirres Zeug. Umständlich landet man im Bett und da geht die Diskussion erst richtig los. Schließlich fängt sie an zu lachen: „Du siehst so komisch aus. Es liegt an deiner Kopfform.“ Man sieht förmlich, wie der Arme auf Fingerhutgröße zusammenschrumpft, bildlich gesprochen. Am Ende kehrt sie zu ihrem Freund Antoine zurück, der ein Kind von ihr will.

Nach dem Ende des Films kommt das Publikum zu Wort. Erste Frage: „Es ist mir nicht ganz klar geworden, ob sie jetzt bei Antoine bleiben will?“ Da kannst du drauf wetten.

Anja Seeliger

„Oublie-moi“ Buch und Regie: Noémie Lvovsky, mit: Valeria Bruni Tedeschi, Emmanuelle Devos, Eric Lauren Grevill u.a., Frankreich 1994, 95 Min.