: Nervensäge
■ Junge Frau sucht Liebe: „Oublie-moi“ von Noémie Lvovsky im Forum
Das Mädchen ist eine ausgemachte Nervensäge. Sie sucht einen Mann, einen Geliebten, einen Vater für ihre zukünftigen Kinder, keiner weiß es, und sie auch nicht. Immer ist sie unterwegs mit der Metro, auf dem Weg zu einer Party oder einem Mann. Wenn sie dort ist, verwickelt sie die armen Kerle in quälende Verhöre. „Liebst du mich? Nein? Warum nicht? Würdest du für mich sterben?“ Was nicht noch alles! Junge Menschen von heute auf der Suche nach einem Liebsten — da mach' ich es mir doch lieber im Bett mit einer schönen Buchhaltungsbilanz gemütlich.
Wenn Nathalie einen Mann verführen will, braucht sie dazu eine ganze Flasche Gin (ich hätte ja ausschlafen und Haarewaschen empfohlen, aber das ist natürlich Zeitverschwendung für jemanden, der wie Patti Smith aussehen will). Die beiden trinken und reden wirres Zeug. Umständlich landet man im Bett und da geht die Diskussion erst richtig los. Schließlich fängt sie an zu lachen: „Du siehst so komisch aus. Es liegt an deiner Kopfform.“ Man sieht förmlich, wie der Arme auf Fingerhutgröße zusammenschrumpft, bildlich gesprochen. Am Ende kehrt sie zu ihrem Freund Antoine zurück, der ein Kind von ihr will.
Nach dem Ende des Films kommt das Publikum zu Wort. Erste Frage: „Es ist mir nicht ganz klar geworden, ob sie jetzt bei Antoine bleiben will?“ Da kannst du drauf wetten.
Anja Seeliger
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen