Castor ante portas

■ Niedersachsen beugt sich der Weisung aus Bonn / Vor Ostern kein Transport

Hannover (taz) – Im Streit mit Bonn um den Transport des Castor-Behälters nach Gorleben gibt sich Niedersachsen geschlagen. Das Land werde der letzten Weisung der Bundesumweltministerin nachkommen, weitere rechtliche Schritte seien nicht möglich, teilte Landesumweltministerin Monika Griefahn gestern mit. „Damit trägt Frau Merkel die volle Verantwortung für die geplante Quasi-Endlagerung abgebrannter Brennelemente in einer besseren Tennishalle“, sagte Griefahn mit Blick auf die geplante Dauerzwischenlagerung. Sie betonte noch einmal, daß das Land an seinen Sicherheitsbedenken gegen die Einlagerung festhalte. Nur aufgrund der Bonner Weisung werde Niedersachsen nun jene Anordnung zurückziehen, mit der im Januar die Zustimmung zum Transport vorläufig ausgesetzt worden war.

Die Anwohner des Zwischenlagers, die seit 1983 gegen die Atomanlage klagen, wollen nun zunächst beim Umweltministerium Widerspruch gegen die Zustimmung des Landes zu dem Transport einlegen. Erst wenn dieser Widerspruch keinen Erfolg habe, werde man vor das Verwaltungsgericht ziehen, sagte Rechtsanwalt Nikolaus Piontek gestern.

Die BI Lüchow-Dannenberg zeigte sich enttäuscht darüber, daß Niedersachsen auf eine Klage in Karlsruhe gegen die Weisung verzichtet. Wieder einmal habe Griefahn Erwartungen geschürt, die sie dann enttäuscht habe, so ein BI- Sprecher. Größere Aktionen von AKW-Gegnern stünden aber erst dann auf der Tagesordnung, wenn sich die Lage zuspitze. Aufgrund der Vorbereitungszeit, die die Polizei für den Transport nach Gorleben braucht, ging man gestern im niedersächsischen Innenministerium davon aus, daß der Behälter vor Ostern nicht mehr auf den Weg gehen kann. Jürgen Voges