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■ StandbildMörderische Langeweile: "Tatort: Eine mörderische Rolle"

„Tatort: Eine mörderische Rolle“, So., 20.45 Uhr, ARD

Ekel Alfred als pensionierter Kommissar – warum nicht? Doch war der Ehrgeiz des Hessischen Rundfunks, den langweiligsten Tatort der Filmgeschichte zu präsentieren, weniger dem kaum vorhandenen Einsatz der Schauspieler geschuldet.

Der Autor und Regisseur Rainer Bär war schon zu DDR-Zeiten bekannt dafür, daß er lieber Ausstattungen und Kostüme als womöglich gar Geschichten verfilmte. Da die Redaktion offenbar hartnäckig eine irgendwie geartete Story verlangte, lieferte Bär ein dünnes Konstrukt von höchstens dreißig Minuten, das er mit liebevoller Sorgfalt dann auf neunzig Minuten gequält hat. Ein unglaubwürdiger Serienheld einer unglaubwürdigen Serie mordet aus nicht nennenswerten Motiven. Der zweite Mord wird von einem kleinen Jungen aus der gegenüberliegenden Wohnung beobachtet, auch der Mörder sieht das Kind, und nun hätte die Geschichte losgehen können. Doch die Vorliebe für Zitate macht aus Bär noch keinen Hitchcock.

Daß das Kind den Serienheld ohne Hut, Clark-Gable-Bart und Schminke erkennt, möchte trotz allem haarsträubenden Psychologismus doch niemand so recht glauben. Und wenn der Bösewicht den Jungen als einzigen Augenzeugen seiner Missetat beseitigen will, warum, zum Teufel, tut er es dann zehn lange Minuten nicht?

Wir erraten es: Weil sonst der ungemein bedeutungsschwere Dialog mit dem eigenen Abbild im Fernseher nicht hätte stattfinden können. Und natürlich auch nicht der Tod des Schauspielers.

Effekthascherei statt Substanz – das bezeichnet den ganzen Film. Ist übrigens ein alter Trick: Wenn das Werk all zu schwach gerät, baut man Kinder oder Tiere ein. Dieser Tatort brauchte beides. Die Dürftigkeit der Story wurde von Anfang an offenbar: Wie erregen wir die Aufmerksamkeit des Publikums? Ganz klar: mit einer nackten Frau. Was macht die? Läuft hundert Meter weit durch eine Wohnung. Wow! Und dann das Kind. Na? Auch hundert Meter durch eine Wohnung! Dann der Knüller: Ein Hund läuft hundert Meter.

Über die Dialoge ist nur so viel zu sagen, daß sie kurz vor Erfindung des Tonfilms entstanden sein müssen. Hat der Redakteur geschlafen? Ist noch irgend jemand wach beim Hessischen Rundfunk, einem Sender, der pro Jahr nur einen einzigen Tatort produziert? Roswitha Seidel

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