: Chinesischer „Prinz“ festgenommen
■ 41jähriger Geschäftsmann und Vertrauter der Deng-Familie unter Korruptionsverdacht verhaftet
Peking (dpa/taz) – Ein prominenter chinesischer Geschäftsmann ist wegen des Verdachts auf Wirtschaftsverbrechen festgenommen worden. Dies berichtete am Sonntag die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua, ohne sich aber über konkrete Anschuldigungen gegen Zhou Beifang zu äußern. Zhou ist Vorsitzender der Hongkonger Tochter von Pekings Stahlkonzern Shougang, eines der größten und international aktivsten chinesischen Staatsunternehmen.
Die Festnahme Zhous hat in Wirtschaft und Politik erneut Spekulationen über einen Machtkampf in der chinesischen Führung genährt. Denn der 41jährige ist nicht irgendwer: Er gehört vielmehr zur Generation der sogenannten „Prinzen“, wie die Sprößlinge der mächtigsten politischen Funktionäre in Partei und Staat genannt werden. Diese goldenen Töchter und Söhne werden bei Antikorruptionskampagnen fast nie angetastet.
Zhou, der seit 1992 in Hongkong lebt, verdankt seinen Job der engen Beziehung zur Familie des Altpolitikers Deng Xiaoping und der hohen Position seines Vaters. Er steht an der Spitze einer Gruppe von Firmen in der britischen Kolonie, die in Handel, Immobilien und Finanzgeschäften engagiert sind. Dazu gehört auch Shougang Concord Grand, wo er eng mit Deng Zhifang zusammenarbeitet. Dieser sitzt im Vorstand der Firma und ist – vor allem – Sohn Deng Xiaopings.
Möglicherweise steht die Verhaftung Zhous in Zusammenhang mit dem 1992 erfolgten Kauf des größten Eisenbergwerks von Peru. Shougang zahlte dafür 120 Millionen US-Dollars, eine Summe, die weit über den Angeboten anderer Interessenten lag. Aufgrund dieses überhöhten Kaufpreises gab es – unbestätigte – Spekulationen über Schmiergeldzahlungen an Shougang-Leute.
Die Festnahme wirft auch ein neues Licht auf den Rücktritt seines Vaters Zhou Guanwu in der vergangenen Woche als Vorsitzender und Parteisekretär des viertgrößten Staatsunternehmens in China, der Pekinger Shougang Eisen- und Stahlwerke. Trotz seines vorgerückten Alters – Zhou Guanwu ist 77 – war dieser Schritt überraschend gekommen.
Zhou Guanwu war ein langjähriger Weggefährte von Deng Xiaoping und hatte als Kommandeur im Bürgerkrieg in den 40er Jahren an dessen Seite gekämpft. Deng, der in seinen letzten Jahren eine schnellere und durchgreifendere Umsetzung der Wirtschaftsreformen propagiert hat, gab Zhou Guanwu nach einem Besuch 1992 in dem Stahlwerk beispiellose ökonomische Freiheiten. Der Freund konnte in diesem Flaggschiff der chinesischen staatlichen Industrie weitgehend eigenständig entscheiden, nach Übersee expandieren und unter anderem eine eigene Bank gründen. Zhou Guanwu wurde bereits am vergangenen Dienstag als Vorsitzender und Parteichef des Unternehmens durch Bi Qun (55), Vizeminister der Metallurgischen Industrie, ersetzt. li
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen