: betr.: dito (betr.: "Das Land zerstören, um es zu behalten", taz vom 15.2.95), "Der Krieg und die Wahlen", taz vom 15. 2. 95
[...] Es ist nicht richtig, daß Ecuador durch die Unterzeichnung des Protokolls von Rio de Janeiro im Jahre 1942 ein Drittel des Territoriums verloren hat, da dies historisch gesehen ganz einfach nie ecuadorianisches Territorium war.
Selbst der ecuadorianische Außenminister und Internationalist Julio Tobar Donoso hat seinen Mitbürgern zu erläutern versucht, daß Ecuador niemals, weder als spanische Kolonie (Audiencia de Quito) noch als republikanischer Staat das Territorium, das es verloren zu haben behauptet, in Besitz hatte noch Rechtsanspruch darauf hat. Das von Peru und Ecuador 1942 unterzeichnete und von den jeweiligen Parlamenten in freier Entscheidung ratifizierte Protokoll von Rio de Janeiro beschränkte sich darauf, die damals bereits von beiden Ländern anerkannte Grenzlinie zu bestätigen. Besagter Vertrag, der ein völkerrechtlich gültiges und juristisch gesehen rechtskräftiges Instrument darstellt und außerdem von vier amerikanischen Staaten garantiert wird, sowie der Schiedsspruch des Richters Braz Dias de Aguiar schließen Ecuador klar von einem Hoheitsrecht über das Territorium aus, das es angibt verloren zu haben.
Getreu seiner gefestigten und traditionell friedlichen Gesinnung fordert Peru nichts weiter, als die Einhaltung der internationalen Vereinbarungen, die die Grundlage für das Zusammenleben in einer Völkergemeinschaft sind. In diesem Sinne erlaube ich mir darauf hinzuweisen, daß der Goliath, von dem Herr Leonhard unter Hinweis auf eine angebliche peruanische Eroberungspolitik spricht, in seiner republikanischen Geschichte schon ungefähr 30 Prozent des Territoriums verloren hat, das ihm rechtmäßig gehörte.
Ungeachtet dessen sind wir ein Land, das davon überzeugt ist, daß die Respektierung der rechtlichen Verpflichtungen, die die Staaten eingehen, der Stützpfeiler ist, der den Frieden und die Entwicklung der Völker garantiert. Jose Antonio Doig Alberdi, Generalkonsul von Peru in Berlin
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