: Zeppelin zum Lesen
■ Von Rubrik-PilotInnen, Lachs- und Schinkenbrötchen: 45 Kids machen die erste Kinderzeitung Hamburgs
Die Buchstaben sind doppelt so groß wie die der taz, aber für ältere Menschen mit Sehschwächen sind sie nicht gedacht. Oder mögen die das etwa: frech gefragt zu werden, ob sie sportlich sind? Auch ein „Hamsterratgeber“ und das Angebot des FC St. Pauli-Fanshops dürften Opa und Oma nicht sonderlich interessieren. Pfadfinder und was sie so machen ebenso wenig. Nämlich: Pfadfinder gehen immer auf Fahrt.
So auch gestern die erste Hamburger Kinderzeitung: die Zeppelin-Zeitung. Alle zwei Monate soll sie erscheinen: eine Zeitung, in der Kinder selbst die Inhalte bestimmen, gefüllt mit vielen aktuellen Informationen für Hamburger Kinder auf acht großen Seiten.
Bei der Vorstellung ihres Blattes gehen die Kinder zwischen zehn und dreizehn fast wie Profis vor. Zum Kaffee und O-Saft gibt es Lachs- und Schinkenbrötchen für die Presse, nur drumherum tobt das Leben wie in einem Sack Flöhe. Chefs gibt es keine, nur „Rubrik-PilotInnen“. Unterstützt von Studis des Pädagogischen Instituts, aber völlig frei von Paukern, haben die 45 Kinder aus verschiedenen Eimsbütteler Schulen zwei Monate lang Überstunden gemacht. Am meisten begeistert hat Dennis und die anderen die Produktion an den Computern im Ein-Finger-Such-System.
Eine Umfrage erbringt: Niemand hat hier Angst vor der Zensur. „Zensuren kenn ich. Die krieg ich immer ins Zeugnis“, merkt ein Junge an. Die echte, die harte Zensur wie damals, als der Direx kein Onanieren in der Schülerzeitung duldete, kennen die Kids zum Glück nicht mehr. Sex taucht im ersten Zeppelin gar nicht auf, da muß die Zeitung erst noch wachsen.
Vielleicht übersteht das Blatt ja mehr Ausgaben als die meisten Schülerzeitungen. Ab heute wird es in Eimsbüttel und umliegenden Stadtteilen von seinen MacherInnen für eine Mark verkauft. Auch Anzeigen sind willkommen. Für Rückfragen: Yvonne Vockerodt, Telefon 48 55 82. Fritz Gleiß
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen