Patente auf das Leben

■ Europaparlament entscheidet heute darüber, wem die menschlichen Gene gehören

Berlin (taz) – Eine für die Zukunft der Gentech-Industrie entscheidende Abstimmung steht heute in Brüssel auf der Tagesordnung des Europaparlaments. Entschieden wird über das Schicksal der seit fast sieben Jahren heftig umstrittenen „Richtlinie über den rechtlichen Schutz Biotechnologischer Erfindungen“. Findet sie, wie erwartet, eine Mehrheit bei den Abgeordneten, wird die Patentierung von Pflanzen, Tieren und menschlichen Genen endgültig auf eine gesetzliche Grundlage gestellt. Greenpeace und die Koordinationsstelle „Kein Patent auf Leben“ wollen die Abstimmungsprozedur mit Protestaktionen begleiten. Es sei unmoralisch, so Greenpeace, „die Industrie mit einem Monopolrecht über die Natur zu belohnen“.

Mit der Patentrichtlinie wird die bereits seit Jahren von den Patentämtern praktizierte Vergabe von Patenten für Pflanzen und Tiere sowie menschliche Gene nachträglich legitimiert. Erstmals sollen auch therapeutische Verfahren unter Patentschutz gestellt werden dürfen. Selbst die in den meisten Ländern verbotene genetische Manipulation der menschlichen Fortpflanzungszellen, gegen die sich gestern auch der Rat der Europäischen Bischofskonferenz ausgesprochen hat, soll patentfähig werden. Das EU-Land Österreich hat bereits angekündigt, daß es sich dem Einstieg in die Menschenzüchtung verweigern und gegen die Patentrichtlinie stimmen wird. Wolfgang Löhr

Tagesthema Seite 3