■ Linsen Soufflé: Die Deppenfilmwelle schwappt über die Leinwände
In der nächsten Woche kommt mit „Die Verurteilten“ (The Shawshank Redemption) endlich mal wieder ein US-amerikanischer Film in die Kinos, der prallvoll ist mit intelligenten Dialogen und zwei hervorragende Hauptdarsteller hat, nämlich Tim Robbins und Morgan Freeman. Der Film basiert auf einer Novelle von Stephen King, der ersten aus der Sammlung „Different Seasons“ (Frühling, Sommer, Herbst und Tod), und obwohl Drehbuchautor und Regisseur Frank Darabont den Schluß etwas umgeschrieben, ihn hollywoodmäßig eingekitscht hat und Frauen nur als Opfer und Pin-up-Poster vorkommen, ist er zweifellos einer der schönsten Filme, die in den letzten Jahren über den großen Teich kamen. Doch darauf zu warten, daß daraus ein Trend wird, lohnt sich nicht, denn nach dem phänomenalen, weltweiten Erfolg von „Forrest Gump“ ist erst einmal ein niedriger Intelligenzquotient zum offiziellen Patentrezept erklärt worden: Die Deppen-Filme rollen an! Als nächstes erwartet uns „Dumm und Dümmer“. Jim Carrey und Jeff Daniels geben zwei Idioten, gegen die Laurel & Hardy wie Superhirne wirken. Die Trottel spielten schon 100 Millionen Dollar ein. Das reicht: Zwei Filme mit ähnlichen Rollen, die Kassenhits werden, sind in Hollywood genug, um einen Trend zu kreieren, alle hängen sich an, alle wollen mitverdienen: Erfolgskomödiant John Landis wird bei „The Stupids“, einer Comic-Adaption um „Amerikas dümmste Familie“, Regie führen. Ein paar alte Kiffer kommen auch wieder zum Zug, Tony Chong darf in einer neuen Chaosklamotte einen Haufen Jugendlicher zur Audienz beim US- Präsidenten begleiten. Gleich drei Studios verhandeln mit den „Zwillinge“-Autoren Timothy Harrs und Herschel Weingrod um die Rechte an „Dummies“ (unterbelichtete High-School- Boys werden zu Genies gedopt); Twentieth Century Fox schmeißt mit „The Magnificent Idiot“ und „The Magnificent Dope“ gleich zwei Deppenfilme auf den Markt; noch blöder geht's in „Louie“ zu. Hier verwandelt sich ein Hund in einen Mann und erlebt Abenteuer in der Großstadt, und MTV-Videojockey und Ex- „Steinzeit Junior“ Paul Shore spielt in der Gerichtssaal-Komödie „Jury Duty“ einen liebenswerten Hohlkopf. Ein bißchen gehobener Behindertenhumor erwartet uns in „Rain Man II“, United Artists verhandelt gerade mit Dustin Hoffman und Tom Cruise. Absolut geistlos werden natürlich die Schandtaten der MTV-Heroen Beavis und Butthead geraten. Doch leider werden wir auf die Idiotie-Monster noch ein bißchen warten müssen. Ihr Schöpfer Mike Judge sitzt zwar schon seit einiger Zeit am Reißbrett, doch noch immer ist die Frage ungeklärt, ob die Superstars nun als Zeichentrick- oder Realfilm in die Kinos kommen. Keine Überraschung bei dieser ganzen I.Q.-Versenkung ist die Meldung, daß an einem Remake des Jerry-Lewis-Klassikers „Der verrückte Professor“ gebastelt wird. Regie führen wird der idiotenerprobte Tom Shadyac („Ace Ventura“), und die Hauptrolle übernimmt einer, der mit seinen Witzen lange keinen Blumentopf mehr gewinnen konnte: Eddie Murphy. Herr, wirf Hirn vom Himmel! Karl Wegmann
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen