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Gefährlicher Gliedvorzeiger

■ Gestern wurde der Prozeß gegen einen 35jährigen mutmaßlichen Exhibitionisten eröffnet / Staatsanwaltschaft legt ihm versuchte Vergewaltigung und Raub zur Last

„So was hab' ich mein Leben lang noch nicht gesehen“, schildert die Zeugin ihren Eindruck vom Glied des Angeklagten. Gestern eröffnete das Gericht den Prozeß gegen den Subunternehmer Willibald E.

Die Staatsanwaltschaft legt dem schmächtigen Männchen mit dem sorgfältig gescheitelten Haar zur Last, sich in zwei Fällen der sexuellen Nötigung, der versuchten Vergewaltigung und des Raubes schuldig gemacht zu haben. So soll er am 28. Januar 1994 auf dem Alexanderplatz eine Frau sexuell belästigt haben, indem er seinen Mantel geöffnet und sein Gemächt in exhibitionistischer Weise zur Schau gestellt habe.

Anschließend, so die Anklage weiter, habe er die Frau in die Enge getrieben und sie genötigt, ihm ihren Slip auszuhändigen. Nachdem er sich vor ihr selbstbefriedigt habe, soll er sein Opfer noch an einen Taxistand gebracht und mit einem Handkuß verabschiedet haben.

Bei den gestern verhandelten Ereignissen vom 15. Oktober 1994 soll er noch brutaler aufgetreten sein. Maskiert und mit einem großen Fleischermesser bewaffnet, hat er laut Anklageschrift sein Opfer, eine 54jährige Frau, zu sexuellen Handlungen genötigt und anschließend beraubt.

Willibald E. bestreitet alle Tatvorwürfe, obwohl er durch die Aussagen des Opfers wie auch durch Indizien schwer belastet ist. Eine bei seiner Festnahme gefundene Fahrkarte belegt, daß er sich am Tag der Tat zumindest in der Gegend der Ulmenallee aufgehalten haben muß. „Die Fahrkarte habe ich bloß aufgehoben, um sie meiner Steuerberaterin zu zeigen. Ich wollte wissen, ob ich sie von der Steuer absetzen kann“, behauptete er bei seiner Vernehmung durch die Richterin. Er will in der Nähe der Ulmenallee als Subunternehmer auf einer Baustelle gearbeitet haben. Nur am 15. Oktober nicht. Da will er den ganzen Tag zu Hause gewesen sein.

Die Zeugin hatte den 35jährigen in der Polizeikartei als den gefährlichen Gliedvorzeiger identifizieren können, weil er in ihrer Wohnung die Strumpfmaske abgenommen hatte. „Ich will jetzt vögeln. Du erinnerst mich an Mami. Mami durfte ich auch mal vögeln“, habe er erzählt. Als sie vor Angst aufschrie, habe er ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Nachdem es ihm nicht gelungen war, die Zeugin zu fesseln und zu vergewaltigen, habe er sie genötigt, in ein Weinglas zu urinieren. Dabei soll er die ganze Zeit onaniert haben. Anschließend soll der Perverse ihren Urin ausgetrunken und ihr 450 Mark entwendet haben. Die Zeugin sichtlich erschüttert: „Es war furchtbar. Er hatte ein Glied so groß wie eine Weinflasche. Extrem groß.“

Dann schildert sie, wie sie ihn bei der polizeilichen Gegenüberstellung wiedererkannt hat: „Er pustete seine Backen auf, um dicker auszusehen. Aber da hätte er sich noch so aufblasen können, den würde ich noch in 50 Jahren wiedererkennen.“ Peter Lerch

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