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Flugzeugbauer flügellahm

■ Bezahlter Anti-Streik-Urlaub nicht durchzuhalten / Arbeitgeberverband und Arbeitnehmer sauer

Mindelheim (taz) – Seine Schlagzeilen hatte er, der 69jährige Allgäuer Maschinenbauer Burkhart Grob. Um den Betriebsfrieden zu wahren, dachte sich der als „Vater der Amigo-Affäre“ bekannt gewordene Unternehmer etwas ganz Besonderes und Teures aus: Statt Streik bezahlter Urlaub für alle. Bei den Arbeitgebern war das Murren über die Extratour groß. Sie fanden, das könne von den Gewerkschaftern nur als eine Art panischer Angst der Unternehmer vor dem Streik mißverstanden werden. Die IG Metall wiederum konnte die Grob-Werke nur noch symbolisch bestreiken.

„Das hält der nie durch“, war denn auch allenthalben zu hören und die Skeptiker behielten recht. Der Rückzug wurde letzten Mittwoch eingeläutet. Mit einem Rundschreiben wurden die Mitarbeiter aufgefordert, sich doch am Samstag, dem 4. März, beim Stammwerk Mindelheim einzufinden, „um ein Flugblatt abzuholen“, das über das weitere Vorgehen informieren werde. Als dann die verdutzten Beschäftigten scharenweise zum Abholen kamen, war weit und breit niemand von der Firmenleitung zu sehen. Zu sehen war lediglich ein Tisch mit Infozetteln. „Wir standen da wie die Deppen“, berichtet ein Mitarbeiter. Zu lesen war auf denen, daß ab Montag, 6. März, der Sonderurlaub beendet wird, „um unseren Betrieb nicht nachhaltig finanziell zu gefährden“. Die Mitarbeiter werden aufgefordert, sich um die „normale finanzielle Abwicklung des Streiks“ zu kümmern. Das heißt, Gewerkschaftsmitglieder können Streikgeld beantragen, die Nichtorganisierten bekommen nichts.

Jetzt warten die Beschäftigten nun gespannt, wie es mit dem Streik und den angekündigten Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft weitergeht. Denn in dem Flugblatt stand ebenfalls deutlich, daß die Mitarbeiter gefälligst daheimbleiben und bitteschön nicht freiwillig die Arbeit wiederaufnehmen sollen. Klaus Wittmann

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