: Ein Angebot, ein Angebot, Herr Hildmann!
■ Seit gestern verhandeln die Metall-Tarifparteien wieder: erste Frist bis Mittwoch / Parallel dazu Streiks in 30 bayerischen Betrieben / Streik auch in der Holzindustrie
Berlin (AFP/taz) – Es sollte eine ganz lange Nacht werden – so kündigten gestern die Tarifparteien in der bayerischen Metallindustrie die Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen an. Nach zehntägigem Arbeitskampf nahmen die Verhandlungspartner in einem Münchner Hotel gestern nachmittag die Gespräche erneut auf. Die Arbeitgeber wollten dabei nach eigenen Angaben erstmals ein konkretes Lohnangebot vorlegen.
„Unsere Forderung heißt nach wie vor sechs Prozent mehr Lohn“, sagte der IG-Metall-Verhandlungsführer Werner Neugebauer pro forma zum Auftakt der Gespräche. „Wir sind gespannt, was die Arbeitgeber auf den Tisch legen werden.“ Der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, Rainer Hildmann, zeigte sich zum Verhandlungsauftakt „verhalten optimistisch“. Bis Mittwoch früh sind die Tagungsräume gemietet. Kommt es bis dahin zu keiner Einigung, droht noch mehr Streß. Die IG Metall hat für diesen Fall eine Ausweitung der Streiks angekündigt. Die Arbeitgeber wollen über Aussperrungen beraten. Wenn die hessische Chemieindustrie bei ihren Verhandlungen am Mittwoch abschließt, müssen sich zudem auch die Metall-Verhandler an der Prozentzahl orientieren.
Es könnte allerdings auch anders kommen: Zeitgleich mit der Anrufung eines Schlichters könnten die Ausweitung des Arbeitskampfes und Aussperrungen verhindert werden.
Der Streik in der bayerischen Metall- und Elektroindustrie dauerte unterdessen an. Nach Gewerkschaftsangaben waren gestern rund 19.000 Beschäftigte in 30 Betrieben im Ausstand.
Nicht nur in der Metallindustrie, auch in anderen Branchen wurde gestern gestreikt: 7.000 Beschäftigte der holzverarbeitenden Industrie in Westdeutschland traten in den Ausstand. Die länderübergreifende Verhandlergemeinschaft der Arbeitgeber hatte einen Schlichterspruch zum Manteltarifvertrag abgelehnt. Am Wochenende wurde der Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) außerdem kurzerhand mitgeteilt, daß sich die Verhandlergemeinschaft aufgelöst hatte. Jetzt muß wieder in jedem Land einzeln verhandelt werden.
Auch Bank-Beschäftigte im ostdeutschen Bank- und Kreditgewerbe traten gestern in Schwerin in den Warnstreik.
Frank und frei agierte derweil der bayerische Baumaschinenhersteller Zeppelin in Garching bei München. Das nicht tarifgebundene Unternehmen erhöht kurzerhand vom 1. Juli an die Arbeitszeit der Mitarbeiter von 36 auf 40 Stunden. Es gibt entsprechend mehr Geld, aber Überstundenzuschläge erst von der 41. Stunde an. BD
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