: USA verstärken den Druck auf die Regierung in Kroatien
■ UN-Mandat soll beibehalten werden
Zagreb/Sarajevo (dpa/AP) – Die US- Regierung hat angesichts der Kriegsvorbereitungen in Kroatien einen neuen Versuch unternommen, die politische Führung des Landes doch noch zu einer Verlängerung des Mandats für die UN-Blauhelme zu bewegen. Gestern traf der für Europafragen zuständige stellvertretende Staatssekretär im US-Außenministerium, Richard Holbrooke, in Zagreb ein und sprach mit dem kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman. Weitere Gespräche standen mit Regierungschef Nikica Valentić und Verteidigungsminister Gojko Susak auf dem Programm.
Die US-Regierung hat die Entscheidung Zagrebs mehrfach kritisiert, das UN- Mandat in Kroatien nicht über den 31.März hinaus zu verlängern. Die Regierung in Zagreb hatte deutlich gemacht, daß eine andere internationale Kontrolle der Außengrenzen möglich sei, etwa durch die Nato. In Washington wird dies nach einem Bericht der New York Times so bewertet, daß Tudjman die Nato in seinen Krieg hineinziehen will. Er wolle statt der weißen Schützenpanzer der UN-Truppen grüne US-Kampfpanzer zur Sicherung der Außengrenzen und die eigene Armee und Polizei unterdessen gegen die Krajina-Serben kämpfen lassen.
Das will die US-Regierung aber keinesfalls akzeptieren. Holbrooke soll in Zagreb deutlich machen, daß US-amerikanische Nato-Soldaten zur Absicherung der kroatischen Grenzen oder der Fronten gegen die Serben nicht zur Verfügung stehen, falls die UN-Blauhelme abziehen. Bei den Verhandlungen in Zagreb könnte Holbrooke, so heißt es in der New York Times weiter, der kroatischen Seite klarmachen, daß Washington künftig das UN- Waffenembargo gegen Kroatien schärfer durchsetzen könnte. Auch über die Präsenz regulärer kroatischer Truppen im benachbarten Bosnien werde man dann weniger hinwegsehen. Sollte Kroatien nicht bereit sein, seine Haltung zum UN-Mandat zu ändern, könnten ihm UN-Sanktionen drohen.
In Bosnien begann gestern die von den Serben angekündigte Landblockade Sarajevos, die eine Woche dauern soll. Damit soll offenbar Druck auf die UN ausgeübt werden, die Liefermengen an die bosnischen Serben zu erhöhen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen