: Ein Frauenraum im Computernetz
■ Erste Frauen-Mailbox mit anderen Inhalten und ohne sexistische Anmache
Das Wandeln in den weltumspannenden Datennetzen gilt immer noch als eine Männerdomäne, doch langsam beginnen Frauen, sich dort breitzumachen. Seit Anfang März gibt es in den Räumen des Frauencomputerzentrums eine Mailbox nur für Frauen. Sie ist Teil eines bundesweiten Frauennetzes, des Fem-Net (Frauen erobern Mailbox-Netze), und funktioniert zunächst einmal wie jede andere Mailbox. Per Modem kann frau sich über die Telefonleitung an die Mailbox anschließen. Steht die Verbindung, wird es nicht gleich kompliziert – meint zumindest Silke Faubel, die Systembetreiberin: „Ein paar einfache Befehle reichen aus, um sich in der Mailbox zurechtzufinden“. Und wenn es ein bißchen dauert, weil der Computer penetrant nichts anderes zu sagen weiß als „Befehl nicht gefunden“, ist das auch nicht tragisch. Wer in Berlin wohnt, zahlt für die Telefonleitung zur Fem-Net-Box nur den Ortstarif.
Wie andere Mailboxen hat auch die Frauen-Mailbox einen privaten und einen öffentlichen Bereich. Die Userinnen bekommen elektronische Briefkästen, zu denen nur sie Zugang haben. Ihre elektronische Post können sie über die Mailbox in alle Welt verschicken und sich eine e-Mail-Adresse auf die Visitenkarte drucken lassen. Im öffentlichen Bereich werden sogenannte Bretter angeboten, Pinnwände, die für alle Teilnehmerinnen zugänglich sind. Insgesamt eine Menge Information: „Es gibt Bretter aus allen erdenklichen Bereichen – Politik, Schule, Projekte und auch Esoterik“.
Und warum eine Mailbox nur für Frauen? Technikfetischismus und sexistische Sprüche bestimmen häufig das Klima im Datennetz – eine Folge der extremen Männerdominanz. Aber nicht nur die Umgangsformen im männerdominierten Netz haben die Fem- Net-Frauen bewogen, eigene elektronische Strukturen aufzubauen. Ihnen ist daran gelegen, einerseits Möglichkeiten für die private Kommunikation von Frauen zu schaffen. Andererseits verstehen sie die Mailbox auch als ein Angebot an Frauenprojekte, Verbindungen zu knüpfen und Informationen auszutauschen. Ob Projekt oder Privatfrau: „Frauen sollten sich in diesen Kommunikationsstrukturen, die sowieso auf uns zukommen, Raum nehmen, sich die Technik zunutze machen und nach ihren Wünschen gestalten“, lautet Silke Faubels Credo. Der Vision einer Welt, in der Kommunikation nur noch per Datenleitung funktioniert, hängt die „Sys-Opin“, wie die Systembetreiberinnen im Computerjargon heißen, jedoch nicht an: „Es wird regelmäßige Treffen geben, damit die Teilnehmerinnen nicht nur über den Bildschirm miteinander kommunizieren, sondern sich auch mal persönlich kennenlernen können“.
Modembesitzerinnen können die Fem-Net-Mailbox Berlin unter der Telefonnummer 618 39 72 erreichen. Telefonische Auskünfte gibt das Frauencomputerzentrum unter 618 40 95. Doris Maassen
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