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Unterm Strich

Nicht immer halten Texte sich auch an das, was in der Überschrift versprochen wird. Und manchmal geht auf dem Weg von der Fachredaktion in den Produktionsalltag ein Stück Differenzierung auf Kosten der Farbenpracht verloren: Von zurückverlangter Beutekunst aus pommerschen Besitztümern durch polnische Behörden, so als Headline der Kulturseiten und auf Seite 1 in der Samstags-Ausgabe vermeldet, war in der Recherche unseres Autors Stefan Koldehoff gar nicht die Rede gewesen. Vielmehr hatte er berichtet, daß die Meinung des weiblichen Kulturattachées der polnischen Botschaft und die Position des Bundeskanzleramtes über den Verbleib der Kunstsammlung der Stadt Szczecin, die zur Zeit noch in Kiel untergebracht ist, weit auseinandergehen. Der Begriff Beutekunst trifft weder für die Sachlage zu, noch läßt sich damit eine Parallele zur Diskussion um deutsche Kunstschätze im Moskauer Puschkin-Museum herstellen. Polen ist nicht Rußland, und rechtmäßiges Eigentum keine politische Spekulationsmasse.

Derweil bleibt das Thema Beutekunst in Moskau heiß und heikel: Während täglich 4.000 Menschen in die Ausstellung „Zweimal gerettet“ strömen, hat nun auch Außenminister Klaus Kinkel sich vor Ort von der Echtheit der Werke überzeugt. Unter den Blicken Hunderter von Russen soll er, wie Klaus Bering von dpa mitzuteilen weiß, „vor Lukas Cranachs ,Sündenfall‘ oder Schinkels ,Gotischer Kathedrale am Flußufer‘ verharrt“ haben. Bei AP-Korrespondent Detlef Rudel nimmt sich die Begegnung noch dramatischer aus: „Als Klaus Kinkel am Donnerstag abend im Moskauer Puschkin-Museum vor Karl Friedrich Schinkels Gemälde ,Ideale Landschaft‘ stehenbleibt, schlägt die Alarmanlage an. Doch die Aufregung der Sicherheitsbeamten legt sich schnell – der deutsche Außenminister ist schließlich nicht gekommen, um das von der Roten Armee 1945 aus der Berliner Nationalgalerie verschleppte Kunstwerk einfach mit nach Bonn zu nehmen. Jemand aus dem begleitenden Pressepulk hat das an Schnüren aufgehängte Bild leicht ins Schwanken gebracht und so den Alarm ausgelöst.“ Große symbolische Vorgänge tun sich da auf.

„Verliebt in dich“ wird der deutsche Titel beim 40. europäischen Schlagerwettbewerb am 13. Mai in Dublin heißen. Interpreten: das Duo Stone & Stone.

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