: Da waren's wieder fünf
■ „Generale des Eaux“ ist wieder im Rennen um die Stadtwerke-Anteile
Beim Poker um den Verkauf von Stadtwerkeanteilen sitzt der französische Konzern „Compagnie Generale des Eaux“ (CGE) wieder mit am Tisch. Noch in dieser Woche soll es ein Gespräch zwischen dem Bremer Senat und den Vertretern des französischen Unternehmens geben, das letzte Woche aus den Verhandlungen gekippt worden war. Das teilte der CGT-Unterhändler und Unternehmensberater Hartmut Haase gestern mit. Die „Irritationen“ der letzten Woche über ein angeblich strenges Rationalisierungskonzept und Mindestrenditeforderungen der Franzosen seien ausgeräumt, meinte Haase, CGE sei weiterhin stark an einer Beteiligung in Höhe von 24,9 % an den Stadtwerken interessiert.
Im ersten Anlauf hatte der französische Konzern für das Aktienpaket von 24,9 % eine Summe von 270 Millionen Mark bei direktem Erwerb und 300 Millionen bei Erwerb über eine Zwischenholding geboten. Nun will CGE nach den Worten von Haase ein besseres Angebot auf den Tisch legen. Das größte Interesse des französischen Konzerns mit weltweit 200.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 43 Milliarden Mark sei der Vorstoß auf den bislang vernachlässigten deutschen Markt. Das Konzept von CGE für die Stadtwerke setzt auf Expansion: Einerseits auf Ausweitung der normalen Stadtwerke-Leistungen ins Bremer Umland und andererseits die Erweiterung der Angebotspalette in neue Sektoren: Zusammenarbeit mit Abfallentsorgern, Dienstleistung und Beratung in Umwelt- und Energiefragen und Telekommunikation. „Unser Interesse ist es, mit den Stadtwerken Bremen eine gute Visitenkarte für weitere Aktivitäten in ganz Deutschland zu bekommen“, meinte Haase. Von Bremen aus solle dann möglicherweise die geplante Arbeit des Konzerns in Nord- und Ostdeutschland und in den baltischen Staaten koordinert werden. „Wir wollen den Bremer weder Gas noch Strom verkaufen und haben mit Atomstrom nichts zu tun“, beschwichtigt Haase die Besorgnis an der Weser.
Zu der Wiederaufnahme des französischen Konzerns in die Verhandlungen mit den anderen Interessenten (HEW, Preag, Ruhrgas und der belgischen Tracdebel) hieß es vom federführenden Finanzressort: „Kein Kommentar“. Die erneuten Gespräche mit CGE entsprechen einer Forderung der Grünen, die „Generale des Eaux“ für den Verkauf von mehr als 24,9 % akzeptieren könnten. Denn nach wie vor ist unklar, mit welcher Mehrheit Finanzsenator Manfred Fluß sein Verhandlungsergebnis in der Bürgerschaft durchbringen will. Auf einer Anhörung der grünen Fraktion zum Thema Stadtwerkeverkauf sagte Fluß gestern, die Verhandlungen sollten „je schneller desto besser“ abgeschlossen werden, um dann von ihm paraphiert und dem Senat, der Finanzdeputation und der Bürgerschaft zur Entscheidung vorgelegt zu werden. Er erwarte eine „überzeugende Mehrheit“ für den Verkaufsvorschlag. Die steht aber noch nicht fest. Die Aufnahme von CGE könnte die Grünen milder stimmen, die ihrerseits bereits fürchten, ein paraphierter Vertrag mit zwei Atomstromern/Vorlieferanten werde als Ballast in mögliche Koalitionsverhandlungen mit der SPD nach dem 14.Mai mitgeschleppt werden. bpo
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