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■ „Verrat“ – Ein Film über Sascha Anderson im Babylon-Mitte

„Sascha, was hast du bloß angestellt?“ „Sascha“ ist Sascha Anderson, die ehemalige Kultfigur der Künstlerszene im Prenzlauer Berg, und die emphatische Frage stammt von dem schwedischen Journalisten Björn Cederberg. Sie gehört zum Film „Verrat“, der sich an der Aufklärung von Andersons Vergangenheit beteiligen will. Ein solcher Beginn läßt befürchten, daß der Film von Cederberg und Fredrik von Krusenstjerna vor lauter Verständnis von der Geschichte nichts übriglassen wird.

Cederberg kennt Anderson seit Anfang der achtziger Jahre und hielt ihn für einen „führenden ostdeutschen Oppositionellen“, was auch ohne das Wissen um die Stasi-Verstrickung etwas naiv war. Jetzt will Cederberg vor allem verstehen. Der Prozeß seines langsamen Begreifens strukturiert den Film: Man sieht den Frager immer wieder im Zug sitzen und in alten Fotos blättern – ein Mann sucht die Wahrheit. Ekkehard Maaß, der bespitzelt wurde und dessen Ehe an einem Verhältnis seiner Frau Wilfriede mit Anderson gescheitert ist, gefällt der Plan nicht. „Ich bin gegen euren Film“, sagt er. Maaß gibt trotzdem Auskunft, bleibt aber dabei, daß über Anderson schon genug geredet worden ist. Anderson selbst ist wahrscheinlich auch nicht besonders begeistert von der Idee gewesen. Nur sagt er das nicht, sondern läßt sich ein bißchen filmen und spielt sein liebstes Spiel: Er sondert nervös Legenden ab. Cederberg geht diesen Lügen nicht auf den Leim, sondern konterkariert sie – bis zur Grenze zum Klatsch – mit Aussagen ehemaliger Freunde. Das ist die einzige Leistung des Films. Neue Erkenntnisse gibt es nicht, das Anderson-Bild aus den achtziger Jahren und die Darstellung des Prenzlauer Berges (Tristesse, Tristesse) bleiben im Klischee. Daß der knapp einstündige Film dennoch nicht langweilt, liegt an den Bildern von Anderson: Bilder von einem absurden und trotzigen Versuch, einen Schein zu wahren, der längst dahin ist. Einmal gelingt Cederberg unwillkürlich doch ein Blick unter die Oberfläche. Zum Haareausraufen naiv sagt er zu Wilfriede Maaß: „Ich habe den Eindruck, er hat dich trotzdem geliebt.“ Maaß lächelt, und wie gern sie das glauben würde, sieht man ihr an. Aber sie weiß besser als der Frager, daß Stasi-Einfluß und Andersons Person nicht zu trennen sind. „Ich habe ihn geliebt“, erwidert sie. Friederike Freier

Heute, 21 Uhr in Anwesenheit der Filmemacher, Babylon-Mitte, Rosa-Luxemburg-Straße 30, Mitte, weitere Vorführungen: 22./25. 3., 21 Uhr, 24.3., 19 Uhr

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