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Kein Prestige, also auch kein Geld

■ Der 2,4-Millionen-Topf für Kulturaustausch ist nur für Großprojekte da

Die Zukunft des Theaters – ein Theater der Zukunft?!“ lautet der Titel des 4. Internationalen Michael Tschechow Workshops. Jetzt müssen sich die Veranstalter im theaterforum Kreuzberg erst mal um die Gegenwart sorgen. Zwar haben sich mehr als 90 Teilnehmer zum Workshop mit anschließender Tagung angemeldet. Aber nur wenige von ihnen werden im Sommer tatsächlich nach Berlin kommen können, denn das theaterforum kann die Kosten für ihre Unterkunft und Verpflegung nicht übernehmen und den Vortragenden auch keine Honorare zahlen.

Ein großer Teil der geladenen ausländischen Regisseure, Schauspiellehrer und Schauspieler kommt aus Osteuropa. „Zumindest die Russen können es sich nicht leisten, diese Reise selbst zu finanzieren“, meint der Regisseur Jörg Andrees vom theaterforum.

Workshop und Tagung sind dem Werk Michael Tschechows gewidmet, eines Neffen von Anton Tschechow. Der russische Schauspieler und Regisseur arbeitete jahrelang mit Konstantin Stanislawski zusammen, bevor er die Leitung des 2. Moskauer Künstlertheaters übernahm. Nach einer eigenwilligen Hamlet-Aufführung mußte Tschechow aus der Sowjetunion emigrieren. Über Berlin ging er in die USA, wo er sein schauspieltheoretisches Werk „To the Actor“ schrieb, das die bildliche Vorstellungskraft des Schauspielers in den Mittelpunkt stellt.

Seit 1987 betreibt das theaterforum ein Schauspielseminar, das sich an Tschechows Methode orientiert. Der Kultursenat hat die letzten beiden Tschechow-Tagungen in Moskau und London durch Reisekostenzuschüsse in Höhe von je 5.000 Mark unterstützt.

In diesem Jahr, in dem das theaterforum selbst als Veranstalter auftritt, wurden etwa 40.000 Mark Zuschüsse beantragt. Eine bescheidene Forderung, gemessen an den 2,4 Millionen, die 1995 für den Internationalen Kulturausschuß zur Verfügung stehen – auch wenn der Etat 1995 um 300.000 Mark gekürzt wurde.

Inhaltlich habe man keine Einwände gegen das Projekt gehabt, sagt die zuständige Referentin in der Kulturverwaltung, Monika Fritsch: „Aber da die Mittel schon vergeben waren, stand die Entscheidung eigentlich von vornherein fest.“ Fast sämtliche Fördermittel für den internationalen Kulturaustausch fließen in diesem Jahr in die Veranstaltungsreihe „grenzenlos“, die gemeinsam mit dem Polnischen Institut für Kultur organisiert wird. „Der Kulturaustausch mit Polen ist zur Zeit der Schwerpunkt aller unserer Bemühungen“, erklärt Fritsch.

Die freien Träger mit ihren weniger prestigeträchtigen Projekten haben wieder mal das Nachsehen. Jetzt hofft man beim theaterforum Kreuzberg auf Hilfe von „Kaleidoskop“, einem Kulturförderungsprojekt der Europäischen Union. Der Kultursenat hat eine Schirmherrschaft Ulrich Roloff-Momins für den Tschechow-Workshop in Aussicht gestellt. „Wenn wir schon keinen Zuschuß geben können“, tröstet Monika Fritsch, „wollen wir was Ideelles machen.“ Miriam Hoffmeyer

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