piwik no script img

Tempodrom darf bauen

■ Neubau des Tempodroms kommt nun doch auf das Gelände des Anhalter Bahnhofs / Kreuzberger Grüne weiter dagegen

Der monatelange Streit um den künftigen Standort des Tempodroms ist beigelegt. Am Mittwochabend stimmte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Kreuzberg mit den Stimmen von SPD und CDU für eine Ansiedelung des Tempodroms auf dem Gelände des Anhalter Bahnhofs. Das Bündnis 90/Die Grünen lehnt den Standort weiterhin ab.

„Ich freue mich riesig, diese Entscheidung endlich gegen die Provinzbedenkenträger durchgesetzt zu haben“, frohlockt der Kreuzberger Bezirksbürgermeister Peter Strieder (SPD) mit Seitenhieb auf die Grünen. Er verspricht sich nicht nur einen kulturellen Imagegewinn für den Bezirk. Das Tempodrom erhöhe auch die Attraktivität Kreuzbergs als Wirtschaftstandort. Auch Tempodromchefin Irene Moessinger freut sich über die „optimale Lösung“.

Nur die Kreuzberger Grünen bleiben bei ihrer Ablehnung. Jetzt ist der „worst case“ eingetreten, dramatisiert der grüne Fraktionsvorsitzende, Franz Schulz, die Entscheidung des Bezirksparlaments. Die Grünen hatten sich bis zum letzten Moment gegen den Standort auf dem früheren Anhalter Bahnhof gewehrt und dafür auch in den eigenen Reihen viel Unverständnis geerntet.

Grüne fürchten Unheil

Obwohl der Tempodrom-Neubau ökologisch gestaltet werden soll und nicht die ganze Brachfläche einnimmt, lehnen sie ihn ab. Der Boden der Hochfläche sei „mürbe wie ein Blätterteig“ und müsse für die Errichtung des Neubaus vollständig abgetragen werden. Von dem Biotop bleibe da nichts mehr übrig, kritisiert der grüne Fraktionsvorsitzende die Entscheidung.

Monatelang scheiterte Kreuzbergs Bürgermeister mit seiner Initiative, das Tempodrom auf dem Anhalter Bahnhof anzusiedeln, an der schwarz-grünen Koalition. Die Kreuzberger CDU-Fraktion geriet erst in Bewegung, nachdem sich auch die Landespartei einschaltete. „Unsere Wünsche sind erfüllt worden“, begründet der Kreuzberger CDU-Fraktionsvorsitzende, Ralf Olschewski, die jetzige Zustimmung. Der Tempodrom-Neubau werde jetzt, wie von der CDU gefordert, auf die Hochfläche am Halleschen Ufer gesetzt und nicht rund, sondern ellipsenförmig gestaltet.

Damit werde der Park nicht, wie ursprünglich von der CDU befürchtet, in zwei Hälften zerteilt. Rund um das Tempodrom werde eine Grünfläche ausgebaut und der Senat habe hierfür die notwendigen Investionsmittel zur Verfügung gestellt. Außerdem gebe es jetzt auch mit der zugesicherten Doppelnutzung des geplanten Daimler-Benz-Parkdecks am Gleisdreieck für Tempodrom-Besucher genügend Parkplätze.

Im Büro der Tempodrom-Architektin Jutta Kalepky wird schon an der Bauantragsvorlage gebastelt. Bis das Bezirksamt für den Neubau grünes Licht gibt, wird es freilich noch eine Weile dauern. Kreuzbergs Baustadträtin Erika Romberg (Bündnis 90/Die Grünen) rechnet mit etwa einem halben Jahr. Denn erst mal müsse der Bebauungsplan geändert werden und das Bürgerbeteiligungsverfahren abgeschlossen sein. Das brauche eben seine Zeit, so die Baustadträtin. Michaela Eck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen