: Unterm Strich
Diesmal alles aus der bunten Welt des Theaters: Das Schauspielhaus Zürich hat Werner Schwabs „Reigen“ einen Tag nach seiner Uraufführung abgesetzt. Vorausgegangen war am Donnerstag die Drohung des Zürcher Obergerichts, mit polizeilichen Mitteln zu verhindern, daß das eigentlich verbotene Stück weiterhin „privat vor Gästen“ im Schauspielhaus gespielt wird. Das Gericht hatte einer Klage der Erben des 1931 gestorbenen Arthur Schnitzler recht gegeben, wonach dessen „Reigen“ noch urheberrechtlich geschützt sei. Schwab hatte seinem Reigen-Stück den Titel „Der reizende Reigen nach dem Reigen des reizenden Arthur Schnitzler“ gegeben. Das Zürcher Theater war der Auffassung, Schnitzlers „Reigen“ sei seit 1981 frei. Nun will man den Instanzenweg bis zum Bundesgericht gehen. In Deutschland und Österreich ist eine Aufführung aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich. Um das Aufführungsverbot zu umgehen, hatte das Schauspielhaus am Mittwoch abend 160 Freikarten an „Gäste“ ausgegeben. Dann wurde das Stück des 1994 gestorbenen Grazer Dramatikers Schwab im Schauspielhaus-Keller uraufgeführt. Bis zum 9. April waren weitere Vorstellungen geplant, ebenfalls für „private Gäste“.
Tanz den Boris Jelzin: Denn der hat am Freitag höchstpersönlich den umstrittenen Generaldirektor des Bolschoi-Theaters, Wladimir Kokonin, entlassen. (Ein Ballett als Staatsaffäre! Bei uns haben nur Historische Museen Chancen, zu solcher höchster Aufmerksamkeit zu reifen.) Gleichzeitig hat Jelzin, der ursprünglich Kokonin berufen hatte, den Posten des Generaldirektors abgeschafft. Hintergrund der Entlassung Kokonins ist der in den vergangenen Tagen eskalierte Konflikt zwischen der Leitung und dem Ensemble. Kokonin hatte am vorigen Samstag den Rücktritt vom Ballettmeister Juri Grigorowitsch nach einem Streit über künstlerische Kompetenzen angenommen. Er hatte auch die Suspendierung von fünfzehn Tänzern angeordnet, die aus Protest gegen Grigorowitschs Abtritt eine Vorstellung zum ersten Mal in der 219jährigen Geschichte des Theaters platzen ließen. Kokonin hatte darauf angekündigt, die Tänzer wegen des wilden Streiks vor Gericht zu bringen.
Jerry Lewis, man glaubt es kaum, schon 69 Jahre alt, feiert derzeit am Broadway laut USA Today einen großen Erfolg mit dem Stück „Damn Yankees“. Bei Gelegenheit dieses unerwarteten Triumphes hat Lewis sich mit der Presse vertragen. Zur Begründung seiner späten Milde verwies Lewis auf seine dreijährige Adoptivtochter Danielle, vor der er keinen schlechten Eindruck hinterlassen wolle. Er erzählte der Presse auch erstmals von seiner Medikamentenabhängigkeit. Zwischen 1965 und 1978 sei er von dem Schmerzmittel Percodan abhängig gewesen. Heute trinke er nach der Show ein „Miller-Lite“-Bier, und es schmecke ihm wie Nektar.
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