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'Wo geht's lang? Nach der Ampel links'

■ PDS: In Bremen 5 Prozent und den West-Durchbruch schaffen

In Bremen will die PDS den Durchbruch schaffen und erstmals in den alten Bundesländern in einen Landtag einziehen. „15.000 Stimmen reichen für 5 Prozent, das müßte doch zu schaffen sein“, meinte gestern Parteichef Bisky. Der gesamte Bundesvorstand war an die Weser gekommen, um sich über die bremischen Verhältnisse zu informieren. In NRW will die PDS diesen Schritt nicht wagen. Bisky: „Ich wüßte nicht, wie wir das in einem Flächenland finanzieren sollten.“

200.000 Mark darf der Wahlkampf der PDS in Bremen kosten, nicht gerechnet allerdings die Personalkosten. Aus Sachsen-Anhalt kommt Verstärkung für das Bremer Wahlbüro und sogar ein ganzes Wahlkampfteam, aus Berlin kommt Claudia Gohde in die Leitung des Wahlbüros.

Auch für die Bundestagsfraktion ist die Bremer Wahl von Bedeutung: Bisher ist die PDS im Osten eine 20-Prozent-Partei, im Westen aber eine 1-Prozent-Partei. Nur im Osten etwas zu gelten sei immer noch ein Makel in dieser Bundesrepublik, beklagte sich Gregor Gysi, er freue sich auf den Tag, an dem er im Bundestag einflechten könne, daß er mit seiner Fraktionsvorsitzenden aus Bremen telefoniert habe und mit ihr einig sei, daß ...

In der Stadt Bremen kam die PDS bei der Bundestagswahl auf 2,9 Prozent, im Steintor-Viertel sogar auf über zehn. Das macht der Partei Mut, hier den West-Durchbruch zu versuchen. Das Argument, daß die PDS der SPD und den Grünen die entscheidenden Prozente für eine rot-grüne Mehrheit wegnehmen könnte, wenn sie unter 5 Prozent bleibt, weist Gysi als „antidemokratisch“ zurück. Keine kleine Partei könnte jemals kandidieren, wenn das ein Gesichtspunkt wäre. Zudem würden die Grünen in den Ost-Ländern, wo sie generell unter den 5 Prozent blieben, dieses Argument auch nicht gelten lassen.

Gestern wurde der Presse auch gleich die Kandidatin für Platz eins der PDS-Liste vorgestellt: Marina Stahmann, 35 Jahre alt, vor 5 Jahren aus der DGB ausgetreten, beruflich als Jugendbildungsreferentin beim DGB beschäftigt. Für sie werden die Themen Arbeitsmarktpolitik, (sozialer) Wohnungsbau und Jugendpolitik im Vordergrund des Wahlkampfes stehen.

„Wo geht's lang? Nach der Ampel links“ ist das erste PDS-Plakat. Am liebsten würde die PDS nach der Wahl einen SPD/Grünen-Senat „tolerieren“ und von links unten unter Druck setzen. K.W.

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