: Umweltministerin hat noch Freunde
■ Club of Rome empört über Umgang mit Monika Griefahn
Hannover (taz) – Morgen wird der niedersächsische Landtag auf Antrag der CDU und der Grünen über die Entlassung der niedersächsischen Umweltministerin Monika Griefahn (SPD) abstimmen. Die beurlaubte Ministerin, die im Expo-Aufsichtsrat Vorschläge aus einem Gutachten ihres Mannes zur Annahme empfohlen hatte, habe versucht ihren Ehemann Michael Braungart und dessen EPEA-Umweltinstitut zu begünstigen, lautet der Vorwurf der Oppositionsfraktionen.
Unterdessen hat sich selbst die deutschsprachige Gruppe des Club of Rome mit der Griefahn-Affäre befaßt und nach einer Sitzung in Bonn erklärt „man sei bestürzt, über den Umgang der deutschen Politik mit der niedersächsischen Umweltministerin“.
Denn beim Club of Rome hat Braungarts Vorschlag, im Rahmen der Expo ein Ökogütesiegel millionenschwer zu vermarkten, Zuspruch gefunden. Die Expo-Gesellschaft versucht inzwischen, diese Idee in die Praxis umzusetzen. So wurde bei dem Wuppertaler Umweltforscher Ernst Ulrich von Weizsäcker ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem Kriterien für ein Expo-Gütesiegel erarbeitet werden sollen.
Der Expo-Beauftragte des CDU-Landesverbandes, Friedbert Pflüger, bestätigte inzwischen, daß Braungart seine Vorschläge zur Weltausstellung Ende 1993 auf einem CDU-Expo-Forum präsentierte. Braungarts Modell, so Pflüger heute, sei als sehr interessant bewertet worden. Sie seien auch in die Vorschläge der CDU zur Expo eingegangen.
Braungarts Vorschlag zur Vergabe eines Expo-Gütesiegels war auch auf der Tagung des Club of Rome im Herbst 1993 Thema. Wie Club-of-Rome-Mitglied Ernst Ulrich von Weizsäcker jetzt mitteilte, wurde erwogen, ob der Club of Rome selbst als jene Jury fungieren sollte, die die Expo-Gütesiegel zu vergeben hätte. Nachdem dieser Vorschlag verworfen worden war, schlugen von Weizsäcker und Wouter van Dieren, ebenfalls Club-of- Rome-Mitglied und Leiter des niederlänidschen IMSA-Instituts, der Expo-Gesellschaft vor, in einem Gutachten Kriterien für das Gütesiegel zu entwickeln.
Das IMSA-Institut erhielt diesen Gutachterauftrag nicht, weil es sich in den entsprechenden Gesprächen auf Kontakte zu Griefahn und Braungart berief. Die Expo GmbH beauftragte schließlich das Institut von Weizsäckers.
Im Antrag der CDU firmiert das IMSA-Institut jetzt quasi als Tarnfirma Braungarts. Über „den Umweg des mit dem EPEA-Institut verbundenen IMSA-Instituts“ habe Braungart sein Konzept erneut an die Expo-Planungsgruppe herangetragen, heißt es dort. Der Leiter des IMSA-Instituts, van Dieren, hält diese Behauptung für „völligen Quatsch“. Er sei zwar, wie von Weizsäcker, mit Braungart bekannt, diesem aber nicht geschäftlich verbunden. Jürgen Voges
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