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Da ist zuviel Gift

■ Tokioter U-Bahn-Attentat: Verdacht gegen Sekte erhärtet sich

Tokio (AFP/rtr) – Noch immer sind die Hintermänner des Giftgasanschlages auf die Tokioter U-Bahn vom Montag nicht bekannt. Allerdings verhärtete sich gestern der Verdacht, daß die japanische Sekte Aum Shinrikyo (Erhabene Wahrheit) für die Tat verantwortlich ist. Die Polizei fand erneut große Mengen von Chemikalien auf einem Anwesen der Organisation. Weil die aufgefundenen Stoffe höchst gefährlich seien, wurde die Durchsuchung des Geländes im Dorf Kamikuishiki am Fuße des Fujiyama nach Angaben der Polizei zunächst unterbrochen. Die Sicherstellung der Chemikalien könne frühestens am heutigen Freitag mit Hilfe von Experten fortgesetzt werden.

Mehrere Zeitungen berichteten am Donnerstag übereinstimmend, einige der bei der zweitägigen Razzia gefundenen Stoffe seien Bestandteile des Giftgases Sarin. Sarin war beim U-Bahn-Attentat verwendet worden; zehn Menschen starben, Tausende litten an den Folgen der Vergiftung.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Jiji Press entdeckten die 1100 Polizisten in dem Sekten- Haus in Kamikuishiki Cyanid sowie Phosphor- und Fluorverbindungen. Die Japan Times berichtete, die Polizei habe in dem Gebäude zwei Tonnen Chloroform und Äthanol beschlagnahmt. Außerdem seien 15 Gefäße mit Äther und mehrere Flaschen mit einer bisher nicht bestimmbaren gelblichen Flüssigkeit entdeckt worden.

Berichten zufolge sind im Hauptquartier der Sekte knapp elf Millionen Mark Bargeld und zehn Kilogramm Gold gefunden wurden. Das Geld und das Gold hätten in einem Safe gelegen, der Sektenführer Shoko Asahara gehöre.

Nach Informationen der Zeitung Mainichi trugen mehrere Anhänger der Gruppierung, darunter auch Kinder, Elektroden, die an ihren Köpfen befestigt waren und durch Batterien gespeist wurden.

Polizisten nahmen gestern in Nordjapan einen Mann fest, den sie als Sektenmitglied bezeichnen. In seinem Auto fanden sie eine Gasmaske und eine Flasche mit chemischer Flüssigkeit.

Der Aufenthaltsort des Sektenführers blieb unterdessen unbekannt. Sankei Shimbun berichtete, Asahara plane nach Moskau zu reisen, wo seine Sekte eine Niederlassung hat.

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